Fri Feb. 21, 2003
21:00

Erika Stucky "Mrs. Bubble & Bones"

Erika Stucky: vocals
Bertl Mütter: trombone, euphonium, vocals
Jon Sass: tuba

Sorry this part has no English translation

"Schnallen Sie sich an, denken Sie nicht, lassen Sie sich auf eine verrückte Reise mitnehmen." Was sich anhört wie die Ansage einer durchtriebenen Stewardess, ist eine liebevolle Warnung an jene Ästheten, denen bei kleinsten Irritationen und Kurswechseln schwindelig wird und - einmal aus ihrem puristischen Gleichgewicht gebracht - brechen müssen. Teile dieser Reise sind vorgezeichnet - durch die Biographie der Erika Stucky. Die singende Performance-Künstlerin hat Ortswechsel von dramatischer, ja, beinah planetarischer Dimension hinter sich. Eine Luftveränderung, die selbst dem glühendsten Verfechter der Global-Village-Einheit einen deftigen Kulturschock versetzen dürfte. Kann man "Normales" erwarten von jemand, der in den 60ern in San Francisco aufwächst, geküßt von der weltumarmenden Liebe der Hippies und gezwickt von den Amerika-spöttelnden Hieben eines Frank Zappa, und dann ins hinterwäld(oder -welt?)-lerische Oberwallis, nach Mörel zieht, einem Bergdorf, in dem Trachtenvereine, Jodelchöre und Aprikosen gedeihen und ein Dialekt, der für hochdeutsche Ohren das Schwytzerdytsch wie die Sprache eines Hannoveraner Germanisten klingen läßt...??? Wer da nicht ein bißchen verrückt wird, zieht den Verdacht auf sich, unsensibel zu sein.

Doch die Stucky wird nicht zur Heidi. Läßt nicht zu, daß Alm und Alpen zum Albtraum werden. Das Jodeln reicht ihr nicht und so zieht sie in den 80ern nach Paris und läßt sich zur Jazzsängerin ausbilden. Doch auch das Scatten reicht ihr nicht und so läßt sie sich zur Schauspielerin ausbilden. Und der Wunsch wird größer, ihre bi-, tri-, nein, multikulturellen Erfahrungen zu teilen: Mit einem anderen Schweiz-Amerikaner und dem französisch-schweizerischen Bassisten der Sophisticrats (ihrem heutigen Mann) entwirft sie einen imaginären Ort, der die Gemeinsamkeiten dieser heimatlosen Seelen vereint - Bubble-Town (1991). So wird aus Frau Stucky Mrs. Bubble. 1997 findet sie in den Posaunisten Ray Anderson und Art Baron und dem Tubisten Jose Davila weitere Gesinnungs-(diesmal nicht Eid-)genossen und gründet Mrs. Bubble & Bones. (Anm: 2002 gründet sie mit dem Posaunisten Bertl Mütter und dem Tubisten Jon Sass eine Europa-Filiale von Mrs. Bubble & Bones) ...

"Wer mit mir arbeitet, muß halt auf Überraschungen gefaßt sein." Der Hörer auch. Also schnallen Sie sich bitte an. (Karsten Mützelfeldt)