Tue May 4, 2021
20:30

Trio Silberfisch & Trio Kugelfisch 'A Tribute to Anestis Logothetis (1921-1994)' (A/D)

Trio Silberfisch
Katharina Roth: piano
Maura Knierim: harp
Laura Deppe: cello

Trio Kugelfisch
Judith Ferstl: bass
Michael Bruckner: guitar
Renald Deppe: clarinet, palimpsest, conception, projection

We start the live-stream (real time, stream is not on demand!) about 1/2 h before the show starts. By clicking on "Now Live" a window opens, where you can watch the concert free of charge and without any registration. If you want, you can support this project with "Pay as you wish". Thank you & welcome to the (virtual) club!

Sorry this part has no English translation

2 x 3 = wurzel aus 1hoch3 + 2hoch3 + 3hoch3

Cut the Mustard with Sir Sitehtogol Sitsena – A Tribute to Anestis Logothetis (1921-1994)

Das Gedächtnis hat zwei Funktionen.
Zum einen die, an die wir alle als erstes denken, nämlich die Daten unserer vorangegangenen Erfahrung so zu speichern, daß sie uns in Erinnerung bleiben; zum anderen aber auch die, diese Daten zu filtern und einige wegzulassen, um andere zu bewahren.

Umberto Ecco
(La memoria vegetale e altri scritti di bibliofilia, Edizioni Rovello, Milano 2006)

Der Komponist Anestis Logothetis, geboren am 27.Oktober 1921 in Pyrghos (heute Burgas) in Bulgarien als Sohn griechischer Eltern, beschäftigt sich in seinen Werken konsequent und beharrlich mit diesen zwei Funktionen: Was und wie ist bei der Verschriftung musikalischer Abläufe als Gedächtnisstütze zu speichern, was und wie ist in einer Notation wegzulassen. Und warum...
Das Schriftbild einer Partitur beeinflußt die musikalische Substanz wie deren Umsetzung.
Insbesondere nach 1945 fand eine Überladung/Überzeichnung/Überinformation der Partituren mit den Mitteln einer seit dem 19. Jahrhundert normierten Notenschrift statt. Die Welt der neuen Klänge bediente sich mehr oder weniger folgenreich einer alten Verzeichnungstechnik.
Hier suchte Anestis Logothetis nach neuen Wegen/Lösungen/Zeichen: insbesondere die Freiräume/Verschattungen/Turbulenzen an den Schnittstellen zwischen Komposition, Konzeption und Improvisation interessierten den unermüdlich Suchenden.
Es entstanden wunderbar lebbare „Gedächtniswelten“: keine zermürbenden Gedächtniskäfige.
Als Freigeist suchte Logothetis graphische und inhaltliche Entgrenzungen zu erforschen. Ohne triviale Beliebigkeiten zu bedienen, ohne eine Freiheit zu feiern, welche den eine Weite Suchenden in die Enge treibt.
Im Vorwort zu seinen 1961 entstandenen „Impulsen“ schrieb Logothetis: „Die größte Revolution in der Musik fand vor rund 1000 Jahren statt, als die Mehrstimmigkeit einsetzte und gleichzeitig das Liniensystem als ihr Konservator und Übermittler sowie als Kommunikationsmedium, das die Voraussetzung für eine Stilgeschichte der Musik schuf und das musikalische Denken entscheidend beeinflußte, geschaffen wurde.“
Nun: es fanden und finden vielerlei Revolutionen (nicht nur) den der Welt der Klänge statt.
Eine der „stillsten“ Umwälzungen/Umschwünge/Umbrüche war und ist die unaufdringliche Revolution im "Kosmos Logothetis“.
Zumeist unbemerkt vom angesagten Musikbetrieb, abseits aller Verkauf- & Vermarktungsstrategien ging Anestis Logothetis unbeirrt seinen „Entgrenzungen" nach. In dem er faszinierend durchlässige „Begrenzungen" schuf.
„Aggregatzustände“ für Bilder, Töne, Klänge, Geräusche, Ideen und: Menschen.

Trio Silberfisch wird Originalgraphiken von Anestis Logothetis musizieren.
Welche dann das Trio Kugelfisch jeweils mit notationsgraphisch überarbeitet/ergänzten „Palimpsesten" quasi „nachhallt“…

Herzlich Willkommen! (Renald Deppe)