Tue Dec. 21, 2021
20:30

Ralph Mothwurf Orchestra (A)

Ralph Mothwurf: conductor, composition
Maria Holzeis-Augustin, Benjamin Tabatabai: flute
Vincent Pongracz, Christopher Haritzer: clarinet
Astrid Wiesinger, Anna Tsombanis, Vicy Pfeil: saxophone
Katharina Gansch, Laila Schubert: horn
Dominic Pessl (lead), Martin Eberle, Markus Pechmann: trumpet
Christian Amstätter-Zöchbauer, Georg Schrattenholzer: trombone
Simon Teurezbacher: tuba
Irena Manolova, Tobias Meissl: malletts
Andreas Tausch: guitar
Michael Tiefenbacher: keyboards
Tobias Vedovelli: bass
Reinhold Schmölzer: drums

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Allen ökonomischen Widrigkeiten zum Trotz, auf die Gefahr hin in einer roten Wüste zu darben, fällt die orchestrale Soundarchitektur derzeit überall auf fruchtbaren Boden. Gleichfalls hierzulande sprießen unter der gestreut jazzaffinen Nachkommenschaft dementsprechende Visionen. Einer mit den vielleicht auffallend selbstständigsten Ansätzen ist der in Linz geborene Ralph Mothwurf. Musiker, Komponist, Gitarrist. Jongleur der musikalischen Diktionen, ein EUphoriker, der diese auch intelligent verlinkt. Belegt durch vielfältiges Werkschaffen. Jüngst und am explizitesten mit seinem Orchestra. Mit zweiundzwanzig Stimmen ungewöhnlich ausladend instrumentiert wie unkonventionell besetzt. Die Stimmen gehören jungen, aufgeschlossenen MusikerInnen des hiesigen Jazz- und Klassikzirkels. Klug austariert gestaltet Mothwurf das Ineinandergreifen von flächigen Klangausdehnungen und heftigen Aggregatzuständen. Letztere von teils tobender rhythmischer Intensität geleitet - fettem Rock-Drive ebenso zugeneigt wie formal elastischem Jazzgroove. Ausgesprochen individuell die erlangte Syntax. Wichtiges Element in Mothwurfs Geometrie stellen Repetitionsparameter dar. Einer Langatmigkeit der Wiederholungslogik entgeht der Komponist geschickt mit einer ihm wichtigen gestischen Variabilität, konträren Brüchen, polyphoner Bewegtheit sowie rhythmischem Morphing. Eingebettet in ein transidiomatisches System, welches sich keiner klanglichen, harmonischen Region verschließt. Traditionelle Hierarchien musikalischer Parameter sind findig außer Kraft gesetzt. Der Sound steht im Zentrum. Ein hervorstechendes Spezifikum dieses Orchesterkonzeptes. Es bebte, es detonierte, der Flut folgte wieder die Ebbe. Der Komponist vermittelt mit seinen Konstrukten viel mehr die Er-Öffnung von Möglichkeiten, denn die Exekution von Festgeschriebenem. Mothwurf lässt in seinem durchorganisierten Klangmaterial keine Automatik aufkeimen, oder gar Unfreiheit. Spielt versiert mit der Dialektik zwischen Ordnung und spontaner Intuition und nimmt fortwährend Bedacht auf die Formulierung der Verbindungen der Idiome. Allusionen an die Musikgeschichte handhabt Mothwurf mit Respekt und vorwärtsdrängender Notwendigkeit. Das führt geradewegs zu ausgeprägt individuellen Usancen. (Hannes Schweiger)