Mon March 24, 2003
21:00

Hannes Enzlberger „Octoscope Music“

Hannes Enzlberger: bass
Thomas Berghammer, Lorenz Raab, Richard Koch: trumpet, slide trumpet
Uli Soyka, Herbert Reisinger: drums

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Regel 1: Besetze deine Small Band mit 3 (in Worten: drei) Trompetern, und sie wird sein eine Missgeburt ganz und gar – eine Big Band ohne Unterleib. Regel 2: Lasse über dein kleines Ensemble kommen die Hybris von 2 (in Worten: zwei) Schlagzeugern, und du wirst säen Zwietracht, Zank und Chaos unter deinen Musikern bis ans Ende der Tage. Regel 3: Heiße Hannes Enzlberger, und strafe Lügen alle diejenigen, die die Regeln 1–2 in die Welt gebracht haben.
Der Bassist/Komponist Hannes Enzlberger ist kein Freund vordergründiger Gesten und hohler dramatischer Effekte; seine Welt ist das Kleinteilige, Filigrane, vielfach Geschichtete und Gebrochene. Dem Hörer einen krossen Trompetensatz vor den Latz zu knallen – das mag eventuell ansprechend sein, den konzeptuellen Ansprüchen von Enzlberger entspricht dies aber nicht. Nicht das Durchdeklinieren des leicht Verfüg- und Handhabbaren, sondern der investigative Blick hinter die Klischees – eindrucksvoll dokumentiert mit seinem „Tango“-Projekt oder der Carla-Bley-Reminiszenz „Songs to anything that moves“ (erschienen 2002 bei between the lines) – setzt auch hier den konzeptuellen Impuls: „Am Anfang stand die Idee einer Anatomie des Trompetenklangs. Ich stellte mir einen Trompeter vor, der klingt wie drei, vier, viele Trompeter – natürlich nicht im Sinne des Funktionszusammenhangs und der Ästhetik einer Big-Band-Section. Und als Gegengewicht zur Linie – sozusagen das andere Ende des Tonhöhen- und Geräuschkontinuums repräsentierend: die übereinander geschichteten rhythmischen Flächen von Bass und zwei Schlagzeugen.“ Innerhalb eines Sextetts drei Trompeter und zwei Drummer – wer sich in solcherlei Gefahr begibt, kommt darin um: Mulm, Redundanz, Missverständnis, Leerlauf zuhauf? So kommt – neben der Mobilität und Gelenkigkeit des kompositorischen Rahmens – der bedachtsamen Auswahl der Musiker ein besonderes Gewicht zu: nämlich seine feste Burg gemeinsam mit musikalischen Charakterköpfen zu bauen, die durchaus auch den Lockungen des eitlen Virtuosentums entsagen können, „Musiker, die zudem schnell erfassen, worum es geht“. Andererseits „nehme ich mich als Komponist auch gerne zurück: Wenn ich merke, etwas engt zu stark ein, streiche ich es weg. Nur so viel zu verschriften, damit in der Arbeitssituation gerade noch verstanden wird, worum es geht, das macht Sinn – alles andere ist bloß Ballast.“ (Klaus Peham)