Mon June 27, 2022
20:30

Little Rosies Kindergarten 'Coda' (A)

Anna Anderluh, Anna Widauer: vocals
Lisa Hofmaninger, Werner Zangerle, Robert Schröck: reeds
Johannes Bankl: trumpet
Matteo Haitzmann, Florian Sighartner: violin
Clemens Sainitzer: cello
Helmut Mühlbacher: guitar
Lukas Leitner: keyboards
Philipp Kienberger: bass
Judith Schwarz: drums

We start the live-stream (real time, stream is not on demand!) about 1/2 h before the show starts. By clicking on "Now Live" a window opens, where you can watch the concert free of charge and without any registration. If you want, you can support this project with "Pay as you wish". Thank you & welcome to the real & virtual club!

Sorry this part has no English translation

"Little Rosies Kindergarten" hatte die großartige Ehre, in der Saison 2021/22 die Stagebandkonzerte im “Porgy & Bess” zu füllen. Unter dem Titel "Explorations" haben wir uns, für Sie, zu jedem Konzert unter anderen Schlagwörtern, Gedanken und Musik gemacht, um so das riesige Territorium an klanglichen Möglichkeiten, die unser vielköpfiger "Kindergarten" bietet, zu sichten und
abzustecken.

Tja, ist uns diese Übung gelungen?

Hier, am letzten Abend unserer Konzertreihe stehen wir da und betrachten den gezogenen Kreis, in seiner gesamten Länge und Ausdehnung.
Wir betrachten seine gleichmäßige Krümmung und finden Ruhe in seiner Form.
Die Luft strömt um den Kreis herum, stört ihn nicht in seinem Tun.
Er hinterlässt keinen Abdruck auf der Erde.
Wenn wir ihn bald aufheben und mitnehmen gibt es keine Möglichkeit festzustellen,
dass er jemals da war, hier gelegen ist, vor uns.
Wenn wir unsere Blicke heben, wenn wir uns ansehen, betrachten wir den Kreis vor
uns. Im Gegenüber setzt sich dieser Kreis fort, übersetzt sich in tausend Sprachen und
Formen und wird nur das, was er ist:
Ein Kreis, der sich fortsetzt.
Wir heben ihn zu guter Letzt hoch und legen ihn auf unsere Schultern.
Wir verneigen uns vor dieser sich bepatzten Höhle, allen Besuchern und Beschauern
dieser kreislichen Ziehung, schnüren unseren Ranzen und treten in die sich beutelnde
Welt. (Clemens Sainitzer)

Wer ist denn nun „Little Rosie“? Wir wissen es nicht? Müssen wir es wissen? Tatsache ist, dass sich ein kreativbeflügelter, kunterbunter Haufen österreichischer, vorrangig mit dem Jazz auf du und du befindender MusikerInnen, mit dem Zusatz „Kindergarten“, unter diesem Namen zusammengefunden hat. Sie sind zudem die Stageband der Porgy & Bess-Saison 2021/22. Unter den Titel „Explorations“ haben die „KindergärtnerInnen“ ihre Erkundungen gestellt. Konzertabend Nr. 1 lautete: „Introducing“. Sprühender Initiativdrang, losgelassene, musikalische Energie ging vom ersten Moment an durch die Reihen der „KlangforscherInnen“. Was forschen sie genau? Sie forschen mit einer bereitwilligen Offenherzigkeit in alle erdenklichen musikalischen Richtungen. In besagte Jazzsphären, abstrakte Strukturen komponierter Avantgarde, rockig funkige Erdungen oder folk-rockige Liedkünste. Ein wuchtiger Ensemblecluster forderte stante pede alle Aufmerksamkeit. Dem folgten feinstoffliche Verflechtungen flirrender Streichinstrumente und satter Saxophone. Entsprechender rhythmischer Druck kam von der stupenden Schlagzeugerin/Perkussionistin der Band: Judith Schwarz. Eine der auffallendsten, heutigen Persönlichkeiten an dem Fell/Metall-Instrumentarium und überragende MusikerIn des Abends, ohne die anderen klein reden zu wollen. Klar ist, „Little Rosies“ bestehen unüberhörbar nur als Kollektiv. Aber Judith Schwarz ließ mit derartigem Impetus die leichten und schweren Taktteile tanzen, hielt sie unentwegt am Brodeln, wirbelte Kreuz- und Komplementärrhythmen so behände durcheinander, platzierte den Beat, mit findigen Akzentuierungsmustern umspielt, immer an entscheidender Stelle, das es die gemeinsamen „Spielereien“ ganz besonders überstrahlte. Außerordentliche Sensibilität und beeindruckende emotionale Kraft gewichtete außerdem jeden ihrer Schläge. Schwarz´ Spiel war der motorische Stachel in den Kompositionen. Diesbezügliche Ideen entsprangen allesamt Little Rosies „Brüdern und Schwestern“. Besondere Ansprache bewirkten speziell jene Stücke von Lisa Hofmaninger und Werner Zangerle. Konzipiert die Saxophonistin prägnante, soulige Grooves im Wechselspiel mit metrischen Auflösungen, „Taktlosigkeiten“, geräuschhaften Zellen und abrupten Schnitten, legt Zangerle seine Werke als harmonisch breite Aggregatzustände mit gelegentlichen aufwühlenden, kleinteiligen Klanggesten an und erzielte eine gewisse hymnische Epik, welche dann doch in dem einen oder anderen Moment zu zähflüssig geriet. Diesem Umstand kam aber irgendwann wieder die kollektive Aufgewecktheit in die Quere. Große Meisterschaft der KomponistInnen zeigte sich zudem in der organischen Verwobenheit des vorgefertigten Materials mit dem Freiraum für improvisatorische Entäußerungen. Brillant waren die beiden Vokalistinnen Anderluh und Widauer mit intuitiven Koloraturen vertrackter Melodielinien, der aus einer satten Klangwolke hervorbrechende Geigenexkurs von Sighartner, Helmut Mühlbacher, der in dralligem Rockidiom dahin stob, der eines satten, voluminösen Tones mächtige Zangerle in der Tradition der Great Tenors. Dennoch ist der substanzielle Faktor der Musik die integrative Kollektivität und eine in diesem Fall besonders pulsierende Gruppendynamik. Herauszuhören war gleichwohl, dass noch einiges an nicht ausgeschöpftem Potential in dieser nonkonformistisch besetzten, quirligen „Kindergartengruppe“ steckt, welches sich mit Sicherheit im Zuge des Stageband-Turnus offenbaren wird.

Einführungstöne die zu erwartend Prickelndes, Überraschendes für die weiteren Kapitel verlauteten. Ums nochmals klarzustellen: liebe „Kinder“ ihr seid alle großartig. (Hannes Schweiger)