Sun April 27, 2003
14:00
Wandelweiser:

Jürg Frey & Radu Malfatti

Jürg Frey: clarinet
Radu Malfatti: trombone

Sorry this part has no English translation

Jürg frey: clarinet
Radu Malfatti: trombone
Viele Stücke, die heute entstehen, werden für bestimmte Orte oder Anlässe geschrieben, sei dies der Konzertsaal, sei es eine besondere Veranstaltung, und sie füllen dann diese ihnen zugedachte Funktion an diesem Ort aus. In Stücken aus dem Buch der Räume und Zeiten überwiegt dagegen der Eindruck, dass das Musikstück den Ort, an dem es erklingen kann, zuerst selber schaffen muss. Es scheint nicht einfach ein Gefäss zu geben, in das die Musik dann hineinpasst. Das Stück schafft diesen Ort nun nicht, indem es sich behauptet und durchsetzt, sondern seine Anwesenheit ist eine viel subtilere: Oft lange Dauern, Pausen und Klänge, die in ihrer Unangestrengtheit nichts hinterlassen, als uns daran zu erinnern, dass sie da gewesen sind. Der Ort, der so geschaffen wird, ist jedoch kein geschlossener Ort, durch den der Zeitfluss in eine bestimmte Richtung fliesst. Hier stellt sich manchmal die erstaunliche Empfindung ein, dass die Zeit quer zur Musik fliesst oder dass Zeit aus allen Richtungen kommen kann und überallhin gehen kann. So ist dieser Ort, der hier entsteht, ohne Mauern, und es gehört ihm eine Durchlässigkeit, die auch Raum lässt für eigene Gedanken und andere Töne. Weite und Offenheit gehen in diesem Stück einher mit einer Präzision, die sowohl im Innern der kompositorischen Arbeit als auch in der Ausführung durch die Interpreten zum Tragen kommt, wenn ohne Willkür gearbeitet und gespielt wird. Dann begegnen sich Stille und Hören im Innern des Hörers und
können auch hier Weite und Offenheit schaffen. So entfaltet sich das Stück sachte und schafft wie von alleine im Laufe seines langen Erklingens seinen eigenen Ort, an dem es sein kann. (Jürg Frey)