Thu Oct. 9, 2003
20:00

Chicago Underground Duo „Synesthesia“ (USA)

Rob Mazurek: cornet, electronics, found sounds
Chad Taylor: percussion, vibraphone

Sorry this part has no English translation

„Das Chicago Underground Duo erschließt uns auf seinem bisher mit großem Abstand besten Album eine surreal schillernde Welt, in der die Vergangenheit ebensolchen Bestand hat wie die Zukunft.“ (Jazz thing)
Es ist hierzulande schwierig, Jazzfans zu einem Event mit praktisch unbekannten Musikern und Bands zu locken - zu vielfältig und attraktiv ist das Zürcher Konzertangebot. Dennoch fand sich am Freitag eine beachtliche Schar Neugieriger in der Roten Fabrik ein, um ein Doppelkonzert mit dem unbekannten Chicago Underground Duo und dem bekannteren Trio Steamboat Switzerland in einer erweiterten Formation zu erleben. Die Reise in unbekannte Territorien hat sich gelohnt, beide Ensembles boten Beachtliches, Neues, Anregendes.
Hinter dem Schlagwort „Chicago Underground“ verbirgt sich ein variables Ensemble um den Kornettisten und Elektroniker Rob Mazurek und den Perkussionisten Chad Taylor, das mal als Duo, mal als Trio und mal als Quartett in Erscheinung tritt, aber immer wie eine komplette Band klingt. Dies liegt am geschickten Einsatz elektronischer Zuspielungen aus dem Laptop von Mazurek, der an diesem Abend mit seinem langjährigen Partner Taylor angeregte musikalische Dialoge führte. Wo manche Musiker sich voll von der Elektronik beherrschen lassen, ist hier der „virtuelle Teil“ der Band voll kontrolliert und integriert. Der Schlagzeuger Chad Taylor nimmt die Muster ab Konserve exakt auf und spinnt die groovigen Rhythmen so konstant weiter, dass man tatsächlich der Illusion erliegt, hier musizierte ein Quartett live. Und das haben wir noch nie erlebt: Gleichzeitig spielt Taylor Schlagzeug und Vibraphon, indem er mit seinen „Mallets“ abwechslungsweise blitzschnell die Becken, Trommeln und die Plättchen bearbeitet und sich dabei auf dem Melodieinstrument nicht ein einziges Mal verspielt. Oft klingt es so, als hätte sich da noch ein weiterer Musiker zum Duo gesellt. Mazurek ist nicht nur ein mit allen Wassern gewaschener Elektroniker, sondern auch ein hervorragender Kornettist, der seinen eigenen Klang da und dort dezent verändert und elektronisch anreichert. Die Musik der beiden ist zwar grenzüberschreitend - traditionellere und freiere Jazzelemente, Minimal Music und sanfte Rockmuster spielen hier eine Rolle. Aber nie entsteht der Eindruck einer erzwungenen Fusion. Die Musik wirkt organisch, harmonisch und natürlich und bietet - auf zurückhaltendem Level - viele Überraschungen und wunderschöne Stimmungen. (Nick Liebmann)