Tue Oct. 28, 2003
20:00
the vervemusicgroup presents

Rebekka Bakken „The Art Of How To Fall“ (Nor/J/A/D/CH)

sold out !

Rebekka Bakken: vocals
Takuya Nakanura: trumpet
Martin Koller: guitar
Dieter Ilg: bass
Jojo Mayer: drums

Sorry this part has no English translation

Auf den ersten Blick könnte man den rasanten Aufstieg Rebekka Bakkens unter der Rubrik des aktuellen Vokal-Jazz-Hypes subsumieren: Während jenseits des Großen Teichs junge, gut aussehende Sängerinnen zwischen Diana Krall und Jane Monheit mit großem Publikumserfolg das Great American Songbook traditionskonformen Exegesen unterziehen und Norah Jones’ Jazz-Folk sogar Grammy-bekrönten Popstar-Status erreicht, weht in Europa der durchaus frischere, innovativere Wind aus nördlicher Richtung. Insbesondere dank der Fusion elektronischer Sounds und Grooves mit Jazz-Improvisation im Umkreis von Bugge Wesseltofts Jazzland-Label sowie Nils-Petter Molvaer erwies sich Norwegen als wichtiger Impulsgeber.
Mit Silje Nergaard, Caecilie Norby, Susi Hyldgaard und vor allem Beate S. Lech alias Beady Belle nützen in diesem Sog auffallend viele Vokalistinnen, vielfach geprägt vom lyrischen Volkslied-Erbe der skandinavischen Heimat, die neue Durchlässigkeit der Jazz- und Pop-Genregrenzen.
Soviel Rebekka Bakken mit jenen Kolleginnen vordergründig gemein hat, so unzweifelhaft steht sie doch außerhalb. Nicht nur, weil sie über den Umweg New York-Wien-Prag und ihre Kooperation mit Wolfgang Muthspiel Bekanntheit erlangte. Bakken ist in ihrem Selbstverständnis zu sehr Individualistin, Einzelgängerin, Mensch, als dass sie einer trendigen Strömung zugezählt werden könnte. Das beginnt schon beim Wörtchen „Jazz“, zu dem die Sängerin freundliche Distanz wahrt: „I feel much respect towards jazz – that’s why I don’t want to say, I’m a jazz singer. On the other hand: What does it mean to say: ‘I’m not a jazz singer!’ I don’t want to say that either. I just don’t want to make a definition of what I am. I am nothing, I am just what goes through me. Maybe I’m even not a singer, I’m just doing whatever I have to do at the time. Who am I? - This question is more meaningful to me than the answer.”
Und schon sind wir mittendrin in den tiefen Gedankenspielen, die für Rebekka Bakken charakteristisch sind. In hemmungsloser Subjektivität, zuweilen in schockierender Offenheit übt sie sich in ihren Liedern in tiefschürfender Introspektion. Gedanken über helle und erschreckend dunkle Kapitel ihrer Biographie, über Selbstfindung und Zwischenmenschliches, über Todessehnsucht und Lebensbejahung wechseln kaleidoskopartig: In der Reflexion ihrer zerrissenen Gefühlswelt besitzen die Poeme zweifellos selbsttherapeutischen, kathartischen Charakter und berühren in ihrer ungeschminkten, gleichwohl eleganten Diktion in jedem empfindsamen Menschen treffsicher Erinnerungen an eigene existenzielle Befindlichkeiten. Es sind sehr persönliche, sehr klare und starke Worte, in die Bakken die Ergebnisse dieser Trips tief in das Innere ihrer eigenen Seele fasst. (Andreas Felber)
„Living is letting go“ (Rebekka Bakken)