Thu Feb. 26, 2004
20:00

Paul Brody „Tango Toy“

Paul Brody: trumpet
Franka Lampe: accordion
Carlos Bica: bass
Michael Griener: drums

Sorry this part has no English translation

Aus dem klimatisch angenehmen San Fransisco ins meist schmuddelig kühle Berlin: Was für ein Weg! Doch der Trompeter Paul Brody ging ihn ganz bewußt - nach einer aufreibenden, fast vierjährigen Tour um die halbe Welt und mit verschiedenen Formationen. Die deutsche Hauptstadt war für ihn genau der richtige Platz, die gemachten Lebenserfahrungen zu verdauen und zu erweitern. Außerdem verfügt er mit seinem jüdischen Großvater über deutschsprachige Wurzeln. Der war im Wien der Dreißiger Schriftsteller, floh vor den Nazis in die Staaten. Diese Vergangenheit verabeitete Brody später in CD-Produktionen wie „Klezmer Stories“ oder bei Konzerten mit seiner Band Tango Toy.
Eine weitere seiner Gruppen ist das DetoNation Orchestra. Mit ihm hat der Kalifornier das zwischen Melancholie und ausgelassener Expression changierende Album „Animals und Cowboys“ (NRW) eingespielt. Dazu Brody: „Die Mitglieder kommen von überall her, sind aber eher zufällig zusammengetroffen. Ich achte nicht darauf, aus welchem Land sie stammen, das ist für mich nicht wichtig. Doch aufgrund ihrer unterschiedlichen kulturellen Prägungen und des ausgesprochenen Individualismus jedes Einzelnen ist es manchmal schwer, sie in eine musikalische Richtung zu bringen. Vielleicht ist darum die Platte derart vielfältig, experimentell und tonfarbenreich.“
„Animals und Cowboys“ ist so etwas wie ein Konzeptalbum. „Es handelt von jemanden, der Heimweh hat und dies künstlerisch ausdrücken möchte. Die einzelnen Stücke sind übertriebene Porträts, knallbunte Szenarien wie in einem Cartoon. Sie sind Neu-Erfindungen eines Amerika, das es so noch nie gab. Nun ist es vielleicht so, wie ich mir mein Land als Kind gewünscht habe.“
Jetzt, da er nicht mehr dort wohnt, ist Paul Brody frei, davon zu träumen - und kann dies mit einer überschwänglichen musikalischen Fantasie, die einem Frank Zappa nahe ist, umsetzen. (Olaf Maikopf, Jazzthing )