Sun March 14, 2004
20:00

Louis Sclavis „Napoli’s Walls“ (F/N)

Louis Sclavis: clarinet, saxophone
Médéric Collignon: bugle, pocket trumpet, vocals, electronics
Vincent Courtois: cello
Hasse Poulson: guitar, percussion

Sorry this part has no English translation

Louis Sclavis hat dem zeitgenössischen Jazz und der improvisierten Musik mit seinen einzigartigen Projekten, Konzepten und Bands schon zahlreiche neue Impulse gegeben. „Napoli\'s Walls“ -zugleich der Name seines neuen Quartetts und seines neuen musikalischen Programms - ist das jüngste Projekt, das in einer Linie mit so bedeutenden Alben wie „L’Affrontement Des Prétendants“ und „Les Violences De Rameau“ steht, beide ebenfalls bei ECM erschienen.
„Napoli\'s Walls“ ist eine lebhafte Reflektion über die italienische Stadt Neapel, zu der Louis Sclavis nicht nur durch die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt selbst inspiriert wurde, sondern auch durch die Kunstwerke des französischen Malers und Aktionskünstlers Ernest Pignon-Ernest, der 1942 in Nizza zur Welt kam. Im Text des CD-Booklets schreibt Christian Rentsch, dass Pignon-Ernest „seit den 60er Jahren seine Spuren hinterlässt - in Avignon und Grenoble, in Charleville, An-vers und Lyon, überwiegend in Frankreich, aber auch in Italien und andernorts. Von 1987 bis 1995 arbeitete er in Neapel, wo er die überlappenden und verschlungenen Gesteinsschichten von Orient und Okzident freilegte, von den Mythen und Religionen mit ihren geheimen Lebens- und Todesritualen, ihren widersprüchlichen Bildern von Frauen und besonders Zerstörung, Leiden, ewiger Verdammnis.“
Die Musik und die Perspektiven sind kaleidoskopisch. Pignon-Ernests Werke sind jeweils genau auf den Ort zugeschnitten: In Neapel brachte er Dutzende von Zeichnungen und Gemälden an strategischen Punkten der gesamten Stadt an. Seine wundersam schönen Werke, zu denen er durch seine Erfahrungen in der Stadt und durch ihre Geschichte inspiriert wurde (insbesondere ihre Musikgeschichte, die für ihn alles von Gesualdo über Oper bis zu neapolitanischen Volksliedern und sogar dem Geschrei in den Straßen umfaßt), versorgt Sclavis mit neuen musikalischen Stichworten und Anhaltspunkten. „Das Werk Ernest Pignon-Ernests ist wie das Drehbuch einer Oper“, erläutert Sclavis. „Man findet in ihm Emotion, Drama, all die Dynamik vor, die man für Musik braucht. Ich lasse mich von seinen Bildern beeinflussen... Wir spielen hier mit einer Gegenwart und Vergangenheit, die übereinander gelegt wurden, in Spuren von Geräuschen, Worten, Imperativen.“
„Vieles von dem, was man über die Kunst von Ernest Pignon-Ernest sagen kann, trifft auch auf Louis Sclavis zu“, schreibt Rentsch. „Sclavis\' Musik setzt sich in vergleichbarer Weise mit der Disparität und Vielfalt der Traditionen und Kulturen auseinander. Auch er macht den Hörer zu einem Wegsucher; auch er kreiert Projektionsflächen, die seine eigene ästhetische Reflektion einfangen.“
Sclavis hat eine besondere Gabe, ausgefallene Bands zusammenzustellen, eine jede mit einem ganz eigenen Charakter. Und sein neues Ensemble ist eines der einfallsreichsten, das Sclavis je hatte. (Jazzecho)