Sun April 18, 2004
21:00
P&B goes Poland

Piotr Wojtasik Quartet (Pol/A)

Piotr Wojtasik: trumpet
Maciej Sikala: saxophone
Adam Kowalewski: bass
Wolfgang Reisinger: drums
special guests:
Wolfgang Puschnig, Thomas Kaufmann: saxophone, Andy Manndorff: guitar, Achim Tang: bass, Franz Hautzinger:
trumpet ...

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Jazz in Polen – man findet heute nur wenig Rezensionen, Analysen und journalistische Recherchen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Dabei ist diese musikalische Szene, mitten in Europa gelegen, seit Jahrzehnten aktiv wie kaum eine andere. Michail Urbaniak, Krisztof Komeda, Zbiginiew Seifert haben unseren östlichen Nachbarn weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.
Und Festivals in Sopot, Warschau oder Krakau waren regelrechte Austauschplätze im improvisierenden Ost-West-Dialog. Erst mit der Wende kam der große Kummer, zog der alles vereinnahmende Mainstream die Menschen in ihren Bann, regierte, bis auf wenige Ausnahmen, in den Köpfen das Pop orientierte Lustprinzip.
Eine dieser Ausnahmen heißt Piotr Wojtasik. Der hörbar vom Hardpop zeitgemäßer Prägung faszinierte Trompeter spielte gemeinsam mit dem SaxophonistenTomasz Szukalski ein großes Konzert. Musik, die mit packenden Visionen das mit Funklicks, Blues und ungeraden Rockmetren gezimmerte Bop-Gerüst vollkommen ausfüllte.
Besonders Wojtasik blies volles Risiko, agierte flüssig und pointiert, ließ sich in seiner solistischen Dramaturgie von keiner äußeren Macht beeindrucken. Gleichzeitig arbeitete der Trompeter ungemein diszipliniert, klar und transparent. Sein vollendeter, von Virtuosität und Leidenschaft geprägter Ton stand dabei in einem wunderbaren Kontrast, zu dem ausgereifter und abgeklärter wirkende Spiel Szukalski. Dessen Saxophon-Monologe enthielten mehr geschichtsträchtige Details, die stark an Coltrane und seine Epigonen erinnerten und trotzdem eine eigenständige Improvisationssprache
zum Ausdruck brachten. Beide, sowohl Wojtasik als auch Szukalski suchten die Herausforderung, zumindest die Nähe des Experiments. So entschied sich die Band, bei der Auswahl eines Standards, eben nicht für die vielfach intonierten Kompositionen von Jerome Kern oder Irving Berlin. Das Quartett nahm sich die Abschiedsballade „Goodbye Pork Pie Hat“ von Charles Mingus zur Brust, dehnte das Thema fast endlos, injizierte ihm die tragische Melancholie des Blues und zeigte mit dieser Interpretation seinen starken innerlichen Charakter. (Süddeutsche Zeitung, über ein Konzert von P.W. in Dachau, 2003)

P&B goes Poland wird vom Polnischen Kulturinstitut unterstützt.