Fri Dec. 3, 2004
20:00

Hans Koller Preis 2004

Winners 2004
European Jazz Prize - e.s.t. (Sweden)
Staatspreis für improvisierte Musik - Michael Mantler
Newcomer des Jahres - Lorenz Raab
CD des Jahres - „Day Dream“ (Universal) Herwig Gradischnig/Oliver Kent
Side(wo)man des Jahres - Ingrid Oberkanins
New York Stipendium - Matthias Pichler/Wolfgang Schiftner

Sorry this part has no English translation

Staatspreis für improvisierte Musik: Michael Mantler
Zusammen mit Hans Koller und Joe Zawinul (beide sind bereits mit dem Lebenswerkpreis im Rahmen des Hans Koller Preises ausgezeichnet worden) gehört Michael Mantler zu den drei grossen Protagonisten des österreichischen Jazz. (...) Nach seinem Studium an der Wiener Musikakademie ... emigrierte er 1962 nach N.Y.City. Dort gründete er 1964 zusammen mit Carla Bley, Archie Shepp, Cecil Taylor und Sun Ra die Jazz Composer’s Guild, aus der das Jazz Composer’s Orchestra hervorgegangen ist. Mit dieser Formation hat Mantler etwa mit der Komposition „13 for Piano and two Orchestra“ neue Maßstäbe im großorchestralen Jazz gesetzt, wobei ihm das gesamte Who is Who der kreativen neuen amerikanischen Jazzszene zur Verfügung stand (u.a Pharoah Sanders, Ruswell Rudd, Clifford Thornton, Steve Lacy). Ebenso maßgeblich beteiligt war Mantler an Carla Bley’s epochaler Jazz-Oper „Escalator over the Hill“. Als Trompeter spielte Mantler u.a. mit Charlie Haden, Don Cherry, Gary Burton und war jahrelang fixes Mitglied in der Carla Bley Big-Band. Seit den späten 70er Jahren macht Mantler durch Vertonungen literarischer Texte von Edward Gorey, Harold Pinter oder Samuel Beckett (mit Jack Bruce) von sich reden. 1991 erfolgte die Rückkehr nach Europa mit der Niederlassung in Kopenhagen. Seither tritt Mantler vor allem als Komponist sinfonischer Werke (One Symphonie) kammermusikalischer Kompositionen (Concerto for Marimba & Vibraphone) oder multimedialem Musiktheater (Hide & Seek) in Erscheinung. ... (AMO)

Newcomer des Jahres: Lorenz Raab
Den Hans Koller Preis 2004 in der Kategorie Newcomer erhält heuer der oberösterreichische Trompeter und Flügelhornspieler Lorenz Raab, Jahrgang 1975. Der klassisch ausgebildete Musiker - er studierte u.a. bei Prof. Hans Gansch am Mozarteum in Salzburg - war bisher nicht nur in prominenten Großensembles der E-Musik tätig (u.a. ist er Solotrompeter im Orchester der Wiener Volksoper), sondern hat auch immer kreativ an eigenen, bemerkenswerten Jazzprojekten gearbeitet bzw. mit wesentlichen Musikern der österreichischen Szene wie Sabina Hank, Wolfgang Muthspiel oder Wolfgang Puschnig kooperiert. Seine 2002 aufgenommene CD „four roses“ zeichnet ihn als Architekten lyrischer Klangkonzeptionen aus. (Klaus Schulz)

CD des Jahres: Day-Dream (Universal) Herwig Gradischnig/Oliver Kent
Viele seiner wichtigsten Impulse bezieht der zeitgenössische Jazz aus den Randlagen, Fluchtbewegungen, Bastardisierungen. Umso bemerkenswerter, wenn es jungen Musikern gelingt, auch aus dem „klassischen“ Idiom noch zündende Funken zu schlagen, statt ein mehr oder weniger virtuoses Recycling historisch gewordener Stile und Posen zu betreiben. Mit ihrem Album „Day-Dream“ gelingt es Herwig Gradischnig und Oliver Kent kanonisch gewordenem Material, Billy Strayhorns Balladen-Klassikern, neues Leben einzuhauchen. Konservativ? Schon möglich, aber letztendlich egal: Wer sich dieser heiklen, weil schon tausende Male erledigten Aufgabe mit einer derartigen Spielfreude annimmt, zerstreut alle Vorbehalte. Kent und Gradischnig „Lush Life“ spielen hören ist ein ähnliches Vergnügen wie ein Boxkampf mit Muhammad Ali in dessen Blütezeit: Körpermasse, elegant und intelligent bewegt. (Klaus Nüchtern)

Side(wo)man des Jahres: Ingrid Oberkanins
Auch in Zeiten, die im Zeichen der Jäzzsängerinnen stehen, haben es die (europäischen) Instrumentalistinnen nicht leicht. Schon gar nicht, wenn sie „nur“ Side(wo)men sind, also nicht im Rampenlicht stehen wie etwa Irene Schweizer, Aziza Mustafa Zadeh oder Candy Dulfer. Das Feld der „Edeldomestiken“ ist noch männlicher besetzt als alles andere in der Jazzwelt. Und dort, wo die Luft dünn ist, werden die Anforderungen besonders hart. Nur wenige Frauen sind in der Lage, diesen gerecht zu werden. Etwa die dänische Perkussionistin Marilyn Mazur, die italienische Pianistin Rita Marcotulli oder die französische Bassistin Hélène Labarrière. Deswegen ist es besonders erfreulich, dass man ab sofort auch die österreichische Perkussionistin Ingrid Oberkanins zu diesem Kreis auserwählter Musikerinnen zählen darf. Dank ihrer professioneller Einstellung, ihrer stilistischen Vielfalt, ihrer absoluten Zuverlässigkeit und der dazugehörigen internationalen Erfahrung. Das Talent und das Können sind ja sowieso Voraussetzung. (mathias rüegg)

New York Stipendium: Matthias Pichler/Wolfgang Schiftner
Das Arbeitsstipendium für einen mehrmonatigen New York Aufenthalt ist wie in den vergangenen Jahren mit 7.300,- € dotiert und wird vom renommierten Wiener Saitenhersteller Thomastik-Infeld zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr vergibt das AMO das Stipendium mit Saxofonist Wolfgang Schiftner und Bassist Matthias Pichler an zwei Musiker, die als Vertreter der jungen Generation schon am Ende ihrer Studienzeit überzeugend auf sich aufmerksam machen.
Der Tiroler Matthias Pichler ist Jahrgang 1981, Schüler von ... Adelhard Roidinger am Jazzinstitut der Linzer Anton Bruckner Privatuniversität. Als technisch bestens, mit kraftvollem Ton und hervorragender Intonation ausgestatteter Musiker hat er in einigen der führenden Großensembles des Landes seine Visitenkarte hinterlassen; derzeit spielt er u.a. mit (N.Y.Stipendiat) Martin Reiter, Harry Sokals Ensemble „Roots ahead“ sowie dem Wolfgang Muthspiel Trio.
Der in Kärnten aufgewachsene Wolfgang Schiftner entwickelt seine Musik ... aus dem ... Erbe Eric Dolphys oder Ornette Colemans und überzeugt dabei durch Kraft, Virtuosität, Intelligenz und Emotion. Er studiert derzeit bei Klaus Dickbauer und Wolfgang Puschnig an der Universität für Musik in Wien. Als Gründungs- und Ensemblemitglied des schon preisgekrönten Ensembles „Kelomat“ ( Austrian Young Lions Wettbewerb 2003 ) spielt auch er in der vordersten Liga seiner Generation. (Heinrich von Kalnein)
Die Preise werden am heutigen Tage übergeben, und die ausgezeichneten Musiker werden sich musikalisch bedanken. Gratulation! CH
Eintritt: 15.- €, 10.- € für MC-Besitzer
Eine Veranstaltung des Austrian Music Office (AMO)