Fri May 6, 2005
21:00

Aki Takase & The Good Boys „The New Complexity of Swing“ (J/D)

Aki Takase: piano
Rudi Mahall: bass clarinet
Walter Gauchel: saxophone, flute
Johannes Fink: bass
Heinz Köbberling: drums

Sorry this part has no English translation

Die Pianistin Aki Takase jazzt den gesamten Schuppen in einen heißen Wahn der Komplexität. Die neue Komplexität des Swing müsste auf dem Programm stehen, denn Aki Takase & The Good Boys swingen zwar manchmal. Aber sie tun noch so viel mehr. Sie unterhalten: Einer der Good Boys, Rudi Mahall, - wir haben ihn schon mit Frank Möbus' Rotem Bereich erlebt -, ist nicht nur ein begnadeter Bassklarinetten-Ausquetscher, dem immer die unmöglichsten Tonverbindungen einfallen. Er ist auch ein trockenhumoriger Entertainer, so mit den Titeln seiner Stücke („4711“; „Black Pudding“), mit seinen Ansagen („eigentlich ist das ja ‘ne Oper, aber wir spielen das heute in der gekürzten Instrumentalfassung“) und irgendwelchen unwichtigen Randbemerkungen („Wir zeigen immer gern unsere Schwächen auf der Bühne“).
Sie improvisieren: Aki Takase und Rudi Mahall stellen den eher homogenen Improvisationen des Saxophonisten Walter Gauchel, den soliden Bassgesteinen Johannes Finks und dem - im positiven Sinne - wankelnden Schlag Heinrich Köbberlings fraktale Stegreifübungen gegenüber. Takase etwa zerpflückt alles Geschaffene, jede noch so schöne Note, jeden Klang, auf frappierende Weise sofort in ein Chaos von Stilen, aus denen eines immer ganz besonders stark aufblitzt: die Nähe zur sogenannten seriösen Avantgarde, vertreten nicht nur durch abstruse Tonkombinationen und Skalen, sondern auch durch Cluster, Wischungen und Einbeziehen der Stimme.
Sie unterrichten und zitieren: Wie beim „Roten Bereich“ sind die Gerüste der Stücke relativ streng, aber in dieser kompositorischen Strenge schon wieder ziemlich zerklüftet, metrisch ungerade, thematisch verkantet und verrückt. Schon aus den komplexen Themen unterrichten Mahall, Gauchel, Fink, Köbberling & The Good Girl uns in Jazzgeschichte. Der traditionelle Swing blickt kurz hervor, dann stürzen sich die fünf Musiker in Free-Jazz-ähnliches Scheinchaos und frönen einer ungeahnten totalen Polyphonie.
Dieser Jazz macht Spaß, und dieser Spaß ist verbunden mit höchster künstlerischer Ideenkraft und einer Portion Selbstironie. (Pressetext)