Sun Aug. 28, 2005
21:00
Short Cuts 05 - Best of Ten

Nagl - Bernstein - Akchoté - Jones „Big Four“ (A/USA/F) / Uri Caine „Bedrock“ (USA)

21 Uhr Nagl - Bernstein - Akchoté - Jones „Big Four“
Max Nagl: alto saxophone
Steven Bernstein: trumpet
Noël Akchoté: guitar
Bradley Jones: bass

22.30 Uhr Uri Caine „Bedrock“
Uri Caine: piano, fender rhodes
Tim Lefebre: bass
Zach Danzinger: drums

Sorry this part has no English translation

Nagl - Bernstein - Akchoté - Jones „Big Four“
Max Nagl widmet sich auf seinem nach „Ramasuri“ zweiten Album für Hat Hut größtenteils verhaltenen Klängen und äußerst klaren Formen. Oft sehr kammermusikalisch gehalten besticht diese Musik vor allem durch die Einfachheit in den Melodien. Stellenweise erinnern die Arrangements an Klassiker der frühen 40er-Jahre, Reminiszenzen an Barney Bigard, Django Reinhardt oder Sidney Bechet sind zum Teil unüberhörbar und wohl durchaus beabsichtigt. Am allerdeutlichsten wird diese retrospektive Musizierhaltung bei der kongenialen Interpretation des unsterblichen Gassenhauers „Squeeze Me“ von Clarence Williams und Fats Waller. Nie jedoch beschränkt sich diese Quartettbesetzung aus Altsaxophon, Trompete, Gitarre und Kontrabass nur aufs Zitieren. Absolute Eigenständigkeit stellen die vier Protagonisten auch bei klezmerartigen Klängen („Horseradish“) durch unübliches Arrangieren unter Beweis. Das Aufbrechen wunderbarer cowboyballadesker Melodien („Lullaby“) in süße Walzertakte zeugt von Humor und Ironie, zwei fast allgegenwärtige Faktoren, die dafür sorgen, dass niemals ein Eindruck von Strenge entsteht. Mit Steven Bernstein an der Trompete steht Nagl ein Meister zur Seite, der durch seine perfekte Intonation und eigenständige Linie einen beträchtlichen Anteil an der Einzigartigkeit dieser Aufnahme hat. Für den nötigen Rhythmus sorgt der Kontrabass von Bradley Jones, der durch sein treibendes Spiel die Musik oft förmlich voranzupeitschen scheint. Noël Akchoté an der E-Gitarre wechselt elegant zwischen reinem, illustrierendem Begleitspiel und exponierteren Melodiebögen und Akkordzerlegungen hin und her. Sein noisig-rockiges Intro zu »Teahouse Tango« ist ein Höhepunkt der Platte. Bestechend ist die Klangqualität der an einem einzigen Tag bei Jon Rosenberg in New York eingespielten Aufnahme. (Alexander Wallner, Skug)

Uri Caine „Bedrock“
Uri Caine verbindet die Klassik mit dem Jazz. Seit seiner 1997 veröffentlichten bei „Winter & Winter“ veröffentlichten CD „Gustav Mahler: Urlicht“ war es doch vorstellbar die Fin-de-siecle-Symphonik mit Jazz-Feeling zu vereinen: zwischen Klezmer, Hard Bob, Samba, Soul und Funk war Mahlers „Weltschmerz“ als Nährboden seiner einzigartigen Klangwelt immer durchhörbar. Seit dieser Neusicht auf das klassische Repertoire hat sich der Grenzgänger Uri Caine, der seit vielen Jahren zu den Hauptfiguren der New Yorker Downtown-Szene gehört, verschiedentlich mit der Musikgeschichte auseinandergesetzt. Ob mit Beethovens „Diabelli“ oder Bachs „Goldberg-Variationen“, ob Komposition von Schumann oder Wagner – Uri Caine findet stets Material, dem er stehts eigenwillige Facetten abgewinnt. (Pressetext)
... Pianist Uri Caine ist gottlob noch bei bester Gesundheit und hatte nie ein Problem mit der Selbsteinschätzung. Als universell gebildeter Musiker, der auch das klassische Repertoire nicht umgeht, hat er eine bemerkenswerte Karriere erreicht, indem er sich auf hochoriginelle Weise um den Transfer von Mahler, Wagner, Schumann und Vater Bach in die improvisierte Welt bemüht hat. Dabei ist vielleicht etwas untergegangen, was für ein smarter Improvisator er ist. Sollte es diesbezüglich jemals Zweifel gegeben haben, Live at the Village Vanguard (Winter & Winter/Edel) räumt sie aus. Tradition und Moderne fließen hier zusammen, und Caine ist im Stande, jeden Augenblick unerwartet und spannend zu gestalten. (Ljubisa Tosic)
Mit Uri Caine beendet der einzige Musiker, der nie bei den „Short Cuts“ gespielt hat, diese Serie. Warum das? Dreierlei Begründungen: Zum einen stand dieser Name desöfteren auf meinen Konzeptpapieren, ohne dass ein Konzert des Meisterpianisten realisiert wurde (beim Festival spielte er übrigens mit oben erwähntem Urlicht-Projekt), zum anderen darf ein „Best of“-Programm auch nicht zur „Konzeptstrafe“ werden und drittens haben die „Short Cuts“ natürlich auch ein Potential der Weiterentwicklung. Außerdem verbindet uns mit dem Künstler einiges: U.a. dass sein Wien-Debut 1994 in der Spiegelgasse stattfand! Welcome back! CH

Eintritt: 15.- €, Short Cuts Festivalpass: 45.- €