Tue Nov. 22, 2005
20:00

Odetta (USA)

Odetta: vocals
Dave Keyes: piano

Sorry this part has no English translation

The best performance of the night came from the veteran gospel and blues singer Odetta, whom Dylan massively admired, and who makes a powerful appearance in the Arena film. Backed by a pianist, she now sat to sing her highly distinctive, soulful treatments of Tomorrow Is a Long Time and Mr. Tambourine Man, transforming them into songs of her own. (Robin Denselow, The Guardian, September 28, 2005)
Sie stammt aus einer Zeit, in der Lieder zu singen, mit weit mehr verbunden war, als bloß zu unterhalten. Schon zu Beginn ihrer Karriere suchte sie sich ihr stets außergewöhnliches Repertoire in den Archiven der Library of Congress, war immer darum bemüht, dem einfachen Menschen Geschichte und Politik als ein Kontinuum nahezubringen, an dem man etwas ändern kann. Odetta war bereits in ihren frühen Zwanzigern eine geschätzte Kollegin von Josh White, Pete Seeger und Harry Belafonte, ehe sie dann in den 60er Jahren zur Ikone des Folk-Booms wurde. Dass jene, die sie als ihr Idol ansahen, wie Bob Dylan, Joan Baez und Janis Joplin, mit ihrem verwässerten Ansatz weitaus mehr Geld verdienten, weiß die Sängerin mit Würde zu ertragen. Wichtiger ist ihr, dass die leider zeitlosen Botschaften in Liedern längst verstummter Sänger wie Leadbelly und Bessie Smith ins traurige Heute gerettet werden. Odetta im Gespräch mit der Presse: „Die Welt ist heute viel böser und abwegiger als vor fünfzig Jahren. Als Künstler kann man, wie man an mir sehen kann, nicht wirklich Großes bewegen. Was man aber machen kann, dass ist, einen gewissen, individuellen Heilungsprozess auszulösen.\\\\\\\\\\\\\\\" Auf der Bühne des Porgy & Bess stehend, zog die legendäre Sängerin das Publikum in Sekundenschnelle in ihren Bann. Mit einer eindrucksvollen Stimme gesegnet, in der verhaltenes Schluchzen mitzuzittern scheint, führte sie in die tristen, aber nie hoffnungslosen Szenarien so geschichtsträchtiger Lieder wie „Nobody knows you, when you´re down and out\\\\\\\\\\\\\\\", „Bourgeois Blues\\\\\\\\\\\\\\\" und „Carless Love\\\\\\\\\\\\\\\". Die ehemalige Weggefährtin von Dr. Martin Luther King, die immer schon ein Faible für das Pädagogische hatte, ließ es sich auch an diesem Abend nicht nehmen, einige Lektionen zu erteilen. Penibel erklärte sie die Texte, wies zum Mitsingen an, entführte das traditionell träge Wiener Publikum in die Welt des vitalen Call and Response. Wie sie das Herbe und Sanfte behutsam mischte, das Bittere niemals überhand nehmen ließ und zu fast überirdisch schönen Kolorationen wie im Leadbelly-Klassiker „Roberta\\\\\\\\\\\\\\\" ansetzte, das bewies, dass es zwischen Blues und Spiritual eine Zone gibt, die unablässig Kraft spendet und unverwelklich ist. (Samir H. Köck)