Tue Dec. 20, 2005
20:00

Adrian Mears’ New Orleans Hardbop (AUS/USA/CH)

Adrian Mears: trombone
Domenic Landolf: tenorsaxophone, bassclarinet
Peter Madsen: piano
Stephan Kurmann: bass
Jeff Boudreaux: drums

Sorry this part has no English translation

Vor nicht allzu langer Zeit zauberte in „seriösen\" Modern-Jazz-Kreisen das Stichwort „New Orleans\" bestenfalls ein müdes Lächeln auf die Gesichter. Man dachte unweigerlich ans Bierzelt, an zweitklassige europäische Revival-Bands oder an scheppernde Schellackplatten. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Unzählige Bands wollen echte New-Orleans-Drummer engagieren, aber auch Schlagzeuger ohne entsprechende geographische Herkunft üben die charakteristischen Grooves aus Crescent City. Die New-Orleans-Rhythmen kommen von den marschierenden Brassbands, in welchen in der Regel zwei Perkussionisten mitmachen. Einer bedient die kleine Trommel (Snare Drum), der andere die Pauke und das Becken. Zusammen erzeugen sie jenen unverkennbaren und faszinierenden „Second Line\"-Swing, der mit der Art, wie die Modern-Jazz-Schlagzeuger swingen, wenig gemein hat.
Ein paar Jazzmusiker aus der Gegend von New Orleans haben nun eine Methode entwickelt, dieses Second-Line-Gefühl auf das herkömmliche Schlagzeug zu übertragen. Zu den besten davon gehört der aus Bâton Rouge stammende und heute in Paris ansässige Jeff Boudreaux, der im Moods eine Probe seines immensen Könnens gab. Der in Deutschland residierende australische Posaunenvirtuose Adrian Mears hat ihn in seine Band geholt, um sich den Traum von „New Orleans Hardbop\" oder - wie er auch sagt - „Stomp Jazz\" zu erfüllen. Dazu hat er für sich und seine Partner spannende Kompositionen mit raffinierten Voicings geschrieben, welche zeitgenössischen Hardbop mit Second-Line-Grooves vereinen.
Das Resultat begeisterte. Auf dem Rhythmusteppich von Boudreaux und des soliden Basler Kontrabassisten Stephan Kurmann baute der ungemein groovende, aus Chicago stammende Pianist Peter Madsen das harmonische Grundgerüst auf. Auf diesem wiederum exponierten Mears und der Saxophonist und Klarinettist Domenic Landolf die Themen, um dann durch die Chorusse zu fliegen. Neben einer ausgesprochenen Spielfreude fiel bei dieser Band auch das witzige Interplay auf, das diesen charismatischen Sounds noch zusätzliche Reize verlieh. Mears hat eingängige Musik geschaffen, die niemals banal wirkte. Dass ihm dies gelang und dass er dazu die optimalen Partner finden konnte, verdient Bewunderung. (Nick Liebmann, Neue Zürcher Zeitung)