Tue April 25, 2006
21:00

Natasa Mirkovic-De Ro & Matthias Loibner „Ajvar & Sterz" (A/BIH)

Nataša Mirkovic–De Ro: voice, percussion
Matthias Loibner elektr./akust. hurdy-gurdy, live loopings

Sorry this part has no English translation

Natasa Mirkovic-De Ro, Opern-, Jazz-, Rocksängerin, Schauspielerin und Ethnomusikologin aus Sarajevo, vielen bekannt als eine der drei Vokalistinnen des Sandy Lopicic Orkestars, hat in den letzten zwei Jahren, seit ihrer Übersiedlung von Graz nach Wien, eine erstaunliche Solokarriere angetreten – mit ungewöhnlichen Projekten, titanischem Eifer und umwerfender Bühnenpräsenz.
Natasa Mirkovic wurde in Zenica geboren und wuchs in Sarajevo auf – in unmittelbare Nähe einer Roma-Siedlung, was ihr auch von früh an einen reichen Schatz an Romaliedern bescherte. Mit sechs begann sie Klavier zu lernen und bereits während ihrer Mittelschulzeit arbeitete sie als Rundfunkmoderatorin, als Studiomusikerin bei diversen Jazz- und Rockproduktionen und war auch Mitglied bei etlichen Ensembles. 1989 begann sie an der Musikhochschule Sarajevo Musikwissenschaft zu studieren und spezialisierte sich auf Musikethnologie, im Rahmen dessen sie Feldforschungen in ganz Bosnien durchführte. 1994 ging Natasa, die zwei Jahre die Belagerung Sarajevos miterleben musste, nach Graz, wo sie an der dortigen Musikhochschule klassischen Sologesang studierte. Seither meistert sie sich ihren Weg durch Oper, Operette, Musical, Theater, Pop, Jazz und Folk. Engagements an der Grazer Oper, am Schauspielhaus, der Kammeroper Graz und an der Volksoper Wien. Sie brillierte z. B. als Sheila in „Hair“, als Papagena in der „Zauberflöte“, als Sugar in Tom Waits „Black Rider“ oder etwa als Gräfin in „Wiener Blut“. Ihr Bühnendebüt gab sie als Julia in Sergej Dreznins Musical „Romeo & Juliet in Sarajevo“ (Ensemble Theater Wien, 1997). Natasas stärkstes Interesse gilt der Barockoper, der Zwölftonmusik und der traditionellen Musik.
Ihre Solokarriere startete sie in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Ernst A. Binder mit dem Stück „Gypsy’s Lullabye“. In „Kassandra“ interpretierte sie ohne Instrumentalbegleitung Klagelieder des gesamten Balkanraumes. Eine einzigartige Performance, die wortwörtlich unter die Haut ging und sich dem kulturellen Gedächtnis dieses Landes eingeschrieben hat.
Bei diesen Projekten stand ihr stets Sandy-Lopicic-Orkestar-Kollege Mathias Loibner zur Seite, als Komponist, Arrangeur und als Interpret.
Auch bei ihrem jüngsten, „Ajvar & Sterz“, die gleichnamige CD wird das Duo im Rahmen von Balkan Fever präsentieren. „Sterz“ evoziert einen steirischen Lokalbezug, der Mathias Loibner bei weitem nicht gerecht wird. Der Mitbegründer der Gruppe Deishovida gilt europaweit als einer der innovativsten Interpreten auf diesem archaischen Instrument, das keinesfalls mit der Drehorgel verwechselt werden darf und seinem Spieler einiges an Können abverlangt. Bereits vor 15 Jahren war er bevorzugter Spielpartner des französischen Drehleieravantgardisten Valentin Clastrier. Loibner, der in Belgien und Österreich lebt, gilt auch als einer der führenden Interpreten von Barockmusik auf seinem Instrument (für das Komponisten wie Vivaldi und Haydn komponierten).
Dass es auf dem Balkan keine nennenswerte Drehleiertradition gibt (lediglich in Ungarn wurde die so genannte Tekerö gespielt), ist nicht weiter von Belang, schließlich spielt sie Loibner nicht traditionell, ebenso wenig traditionell interpretiert Natasa Mirkovic-De Ro ihre zumeist balkanischen Songs. Es ist nun das zweite Mal, dass sie auf der Bühne des Porgy & Bess steht. Das erste Mal war vergangenen Dezember, wo sie mit ihrer smarten und kraftvollen Performance den World Music Förderpreis gewann. Es darf ein beeindruckender Abend erwartet werden. (Richard Schuberth)
Eintritt: 15.- €, 10.- € für MC-Besitzer
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Balkan Fever 2006