Fri Dec. 22, 2006
20:00

Karl Ratzer & The Night Club Band feat. Fritz Pauer (A)

Karl Ratzer: guitar, vocals
Tommy Hojsa: accordion, keyboards
Edi Mayr: bass
Lenny Dickson: drums
Rudi Staeger: percussion
special guest: Fritz Pauer: piano

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Sorry this part has no English translation

„Mir san olle fesch auzogn fia nix. Oiso kaunst jetzt de Liachta a bissl dimmen, Herr Indschinör“, raunte ein gut gelaunter Karl Ratzer Richtung Mischpult. Und dann ging es wieder in medias res, in den gut abgehangenen Groove. Raffiniert und patschert zugleich schaukelte der Rhythmus, über den der 56-jährige Sänger und Gitarrist seine beseelten Töne platzierte. Vorgeglüht hatte er tüchtig, der Herr Charly. Die Ansagen zwischen den Songs schienen in Babysprache hervorgebrabbelt: schiefe Syntax und beständiges Stolpern über Konsonanten. Das Genie Ratzers ist es ganz offensichtlich, den Geist aus der Flasche als Treibstoff auf dem Weg zum göttlichen Groove meistern und nützen zu können.
Sobald die Instrumente ertönen, bekommt der korpulente Musiker Flügel. So setzte er einen derart glühenden Ton auf seiner Gitarre frei, dass sich die müden Augen seiner treuen Fans jäh einnässten. Und das sah zuweilen recht skurril aus, lockt der Veteran doch auch ziemlich viel Halbseidene mit Goldketterln und Vokuhila in die samtig dunkle Welt des Jazz. Angetrieben von seiner gut geölten Nightclub Band, aus der vor allem Bassist Edi Mayr und Schlagzeuger Lenny Dickson hervorstachen, brillierte Ratzer mit ausgeprägtem Rhythmusgefühl, das stets auch für attraktive Unregelmäßigkeiten zu haben war.
Am schönsten wurde es indes, wenn er seiner zärtlich-rauen Sangesstimme freien Lauf ließ. Derart soulful hat noch kein Österreicher gecroont. Egal ob das gutturale Sehnen in Ray Charles\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\' \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\"Mary Ann\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\" oder das coole Glucksen in einem Blues des unvergessenen Junior Wells - so können sonst nur Afroamerikaner intonieren. Ratzer beherrscht es wie alle großen Ghettokünstler, Enttäuschungen genießbar zu machen, das Widrige und Niedrige nicht bloß auszuhalten, sondern es musikalisch zu vergolden.
So wechselte der von den Winden des Lebens Zerzauste elegant zwischen Jazz, Blues und Brasil. Bei Letzterem half ein in Österreich ansässiger Brasilianer. Der souveräne Ita Moreno sang traumverfangene Brasil-Pop-Balladen, zu denen sich Ratzers dicke Finger mit ungeahnter Anmut am Gitarrenhals zu schaffen machten.
Das war dann fast so, als wäre die Zeit vom Fortschreiten dispensiert, als könnte sich der schöne Augenblick weigern, schon vorbei zu sein. \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\"I don\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\'t want no tears in the end\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\", sangen dann Ratzer und Mayr unisono, während die Saiten sinnlich vibrierten. Das war purer Soul! Ein Jammer nur, dass Ratzer es in seiner langen und holprigen Karriere nie geschafft hat, auf Tonträger auch mal in die Nähe jener Intensität zu gelangen, die er live erreicht. Aber vielleicht wird\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\'s ja noch ... (Samir H. Köck)