Wed Dec. 6, 2006
20:00
A Tribute to Harry Pepl

w/ Lorenz Raab & Raphael Preuschl, Andy Manndorff, Koehne Quartet, Peter Ponger ...

Lorenz Raab & Raphael Preuschl
Andy Manndorff Trio
Koehne Quartet
Peter Ponger Solo
Konzertfilme: Benny Goodman - The Last Concert, Live At the Tivoli in Copenhagen (1980) & Jazzzwio - Live At Montreux (1981)
visuals by Rainer Rygalyk

Sorry this part has no English translation

Auf der 1. LP von Wolfgang Puschnig, auf der auch Harry Pepl zu hören ist, steht der Satz: „Des Leb’n losst kan aus... Oba da Tod ... a nit.“ Und ausgelassen hat Harry nichts! Alles - sein Leben, seine Musik und sein Tod ist, um in seiner Diktion zu bleiben - a Wahnsinn.
Ich hörte ihn zum ersten Mal Ende der 80er Jahre. Das legendäre JazzZwio erlebte ich nie live - eine Art Bestrafung des Zuspätgeborenen. Aber Harry lernte ich dafür kennen, ziemlich intensiv im Jahr 1994, damals hatte er eine dreitägige Personale im P&B. Und ich kann mich an viele Momente erinnern: Exemplarisch z.B. an das Konzert mit Wolfgang Mitterer, wo er nur sagte: „Und is der ned leiwaund!“. Eine Aussage mit der Harry Pepl das ausdrückte, was John Coltrane mit „Don’t speak about music, listen to it“ meinte.
Wirklich „leiwaund“ war aber schon Harry Pepl selber: Als eigenständiger Stilist, der durch seine technische Perfektion, rhythmische Prägnanz, harmonische Vielfalt und durch überbordende musikalische Energie in der internationalen Szene einen nachhaltigen Eindruck hinterließ – als umsichtiger und geschätzter Pädagoge und schließlich als eigenwilliger Komponist, der sich beeinflusst von der 2. Wiener Schule mit, wie er es nannte, „real-time-composing“, also eine Art Verschmelzung von Improvisation und Komposition, beschäftigte. Für das Kronos Quartet z.B. war das eine grosse Herausforderung.
Zum Jazz fand Harry Pepl übrigens als Autodidakt. Die wohl wichtigste und prägendste Zusammenarbeit war jene mit dem auch früh verstorbenen Querdenker Werner Pirchner im JazzZwio, das gelegentlich durch Adelhard Roidinger zu „Austria 3“ oder durch den Schlagzeuger Jack DeJohnette zum Trio mutierte. Zwischen Mitte der 70er und Mitte der 80er Jahren spielten Pepl/Pirchner auf allen wichtigen internationalen Festivals, wurden vielfach ausgezeichnet und begeisterten Kritiker und Publikum. Die Liste jener, mit denen Harry Pepl arbeitete ist lang und stilistisch vielfältig: Erich Kleinschuster und ORF Big Band, Benny Goodman, das Vienna Art Orchestra, Dino Saluzzi, Dave Holland, Art Farmer, Michel Portal, Lee Konitz, Steve Swallow, Wolfgang Puschnig, um nur einige zu nennen.
Aufgrund seines Bluthochdrucks - ein Resultat seines jahrzehntelangen, sehr intensiven musikalischen Schaffens - entschloss sich Harry Pepl nicht mehr öffentlich aufzutreten. Dafür hörte er umso mehr zu. Egal ob im Porgy, in Saalfelden oder bei der Jazzwerkstatt. Harry war da und interessierte
sich. Auch wenn er auf der Bühne nicht mehr konzertieren konnte, zu Hause in seinem Tonstudio da spielte er alles.Es gab zwei Projekte, über die wir sprachen und die Harry gerne realisiert hätte. Einen Film, in dem er alle Instrumente spielt, der so geschnitten worden wäre, das daraus ein Konzertvideo eines Quintetts wird, und jedes Instrument von ein und demselben Musiker, nämlich Harry Pepl selber, bedient wird. Dieser Film hätte quasi als Live-Konzert aufgeführt werden sollen und Harry wäre im Publikum gesessen und hätte gebuht oder sich in irgendeiner Form ironisch über sich und seine Musik bemerkbar gemacht. Für dieses Projekt gab es ein Konzept, einen Regisseur, ein Kamerateam - nur Geld wollte keiner zur Verfügung stellen! (Und glauben Sie mir, es ging nicht wirklich um eine relevante Summe).
Die zweite Idee war ein Abend mit Gitarristen, die durch seine Schule gegangen sind. Diesen Wunsch werden wir ihm erfüllen, auch wenn es sehr schwer fällt, es posthum tun zu müssen.
Wenn man mit Gitarristen spricht, z.B. mit Abercrombie oder Scofield, dann gab es eine konstante Frage: „And how is Harry?“ Diese Frage ist nun endgültig beantwortet, aber dafür geht es dem Tintenfisch Inki sehr gut und der wird weiterleben und sich noch in vielen Gehörgängen festsaugen. CH, Dezember 2005
Der Reinerlös dieser Veranstaltung wird der Nachlassverwaltung des Werkschaffens Harry Pepl gewidmet.