Sat March 10, 2007
20:00

Eumir Deodato Trio presents Mosaic (BRA/I)

Eumir Deodato (Almeida): piano
Pier Luigi Mingotti: bass
Stefano Paolini: drums

Sorry this part has no English translation

Ein Grund für den Erfolg von „2001“ war wohl Überraschung: Niemand hatte mit einem Jazz-Arrangement von Richard Strauss\\\' „Also sprach Zarathustra“ gerechnet. Es wurde zu einem Top-Ten-Hit. Mit Folgen: Als ich dann auf Tour war, spielte mein alter Freund Herbie Hancock im Vorprogramm. Plötzlich hatte er, der immer den Puristen gab, eine ähnliche Besetzung wie ich: Synthesizer, elektrisch verstärkte Instrumente - da musste ich ihn necken: ,Was ist los, Herbie, machst du mir alles nach? Sagtest du nicht, du würdest nie auf verstärkten Instrumenten spielen?\\\' Er machte immerhin sein eigenes Ding, aber Bob James kopierte mich schamlos: „Westchester Lady\\\' ist purer Deodato-Sound. Eine seltsame Welt, wo Abgekupfertes besser ankommt als das Original . . .“ Eumir Deodato, der legendäre Pianist und Arrangeur, wird im „Presse“-Gespräch bisweilen etwas bitter. Und klagt über die Technik: „Sie hat sich schneller entwickelt als die Musik. Heute ist der Abenteuergeist der Labels verschwunden, ja die Labels selbst! Es ist bedrückend, wenn Plattenfirmen nur mehr Anhängsel von Firmen wie Seagrams und Vivendi sind.“ Selbst hatte der smarte Musiker geschäftlich Pech. Just in seiner besten Zeit arbeitete er für den berüchtigten Labelboss Creed Taylor (Verve, A&M, CTI): 1972 begann seine Solokarriere, die Alben „Prelude“ und „Deodato 2“ schlugen künstlerisch wie kommerziell groß ein. Allerdings, so Deodato: „Von außen betrachtet war CTI ein großartiges Label: stilvolle Covers, großartige Musiker. Das einzige Problem: dass Taylor nicht und nicht zahlte. Mein erstes Album war Nummer Eins, und ich sah einfach kein Geld. Schließlich klagte ich ihn.“
In kleinen Verhältnissen aufgewachsen, lernte Deodato früh, wie man sich durchkämpft. „In Rio gab es damals keine formelle Musikausbildung. Man musste sich alles selbst beibringen. Jedes Jahr im Karneval teilen die Samba-Organisationen Notenblätter aus - mit ihnen habe ich Noten lesen gelernt. Ganz nach dem System Versuch und Irrtum. Die erste große Orchestrierung machte ich mit Hilfe meines Akkordeons nach dem Mittagessen auf dem Küchentisch. Mutter hatte eben den Tisch gesäubert, da breitete ich meine Blätter aus. Ich hatte keine Idee, was eine Partitur ist. Später machte ich einen Fernkurs an der Bostoner Berklee Universität.“ Mit diesem Rüstzeug revolutionierte er die Bossa Nova: Auf dem Album „Inutil Paisagem“ verjazzte er Jobims Songs so subtil, dass der Meister fortan viele Jahre mit ihm arbeitete. Deodato erinnert sich: „Bossa Nova war zu Beginn eigentlich eine Art Spaßmusik. So spielte das berühmte ‘The Frog’ von Joao Donato mit froschartigen Sounds, viele Songs transportierten schlüpfrige Witze. Die melancholische Dimension hat dieser Stil erst später bekommen. Was heute keiner mehr weiß: dass das Album, das der US-Jazzgitarrist Barney Kessel mit Julie London machte, de facto den Gitarrenstil der Bossa Nova definierte. Das hat Joao Gilberto nur mehr kopieren müssen.“ Die ewige Auseinandersetzung zwischen Originalen und Epigonen hat Deodato auch einmal selbst positiv beeinflusst - in der Jury eines Songwriter-Wettbewerbs mit 3000 Einsendungen. „Wir mussten schnell sein, hatten für jeden Song nur ein paar Sekunden. Wenn die Mehrheit ihn nicht interessant fand, landete er in einem Korb mit dem Schild ‘Mist’. Auch ein seltsames Tonband vom damals völlig unbekannten Milton Nascimento, auf dem man bloß eine verhuschte Stimme und etwas Gitarre vernahm. Ich aber fand die Akkorde und Rhythmen interessant. Also fischte ich das Band wieder aus dem Mist, hörte es mir daheim an. Die Songs waren ‘Travessia’, ‘Maria Minha fé’ und ‘Morro Velho’, später alles Welterfolge. Tags darauf überzeugte ich die Kollegen davon. Alle drei Songs erreichten das Finale. Später arrangierte ich Nascimentos Lieder, holte ihn in die USA, half ihm, wo es ging. Sein ‘Courage’ ist bis heute eines meiner Lieblingsalben.“ Weniger gute Erinnerungen hat er an Kool & The Gang, denen er das Album „Something Special“ und Hits wie „Ladies Night“ und „Get Down On It“ verpasste: „Ich musste die Zusammenarbeit beenden. Da waren Drogen im Spiel, damit kann ich nicht umgehen. Die Burschen kamen immer zu spät, was ich hasse. Und wenn der Sohn des Labelpräsidenten Drogen nimmt und in dem Sessel schläft, in dem ich arbeiten sollte, dann ist das ein bisschen viel. Außerdem war Delite-Records eine Firma der Mafia. Das gefiel mir alles nicht.“ Hits mit One Way, Con Funk Shun, The Dazz Band und Chuck Brown, vor allem das luxuriös wabernde Disco-Soul-Stück „Sugar Free“ mit Juicy, später von zahllosen Hiphop-Outfits gesamplet, entschädigten ihn. Und der einst nur zwischen Brasil und Jazz pendelnde Klangmagier veröffentlichte immer mehr Sophisticated Disco. Auch eigene Titel wie „Whistle Bump“ und „Night Cruiser“. Deodato: „Radio- und Klubtauglichkeit waren mir immer wichtig. Und es machte mir Höllenspaß, Discosounds mit Instrumenten wie Euphonium und Viola zu kreieren. Aber im Grunde ging es mir immer um Einfachheit in der Musik. Da folge ich Ravel. Zu viele Noten machen mich nervös.“ (Samir H. Köck)

Eintritt: Sitzplatz: 35.- €, Stehplatz: 25.- €