Sun March 25, 2007
20:00

Viktoria Tolstoy (S)

Viktoria Tolstoy: vocals
Jacob Karlzon: piano
Hans Andersson: bass
Peter Danemo: drums

Sorry this part has no English translation

Jazz in Schweden hat eine lange Tradition. Lange vor dem großen Skandinavien-Boom waren es Bengt-Arne Wallin, Lars Gullin oder Börje Fredriksson, die die ersten Kapitel des schwedischen Jazz schrieben. Viele amerikanische Jazzmusiker, die zeitweise in Skandinavien lebten, tauschten sich mit den schwedischen Kollegen aus, und so verwundert es nicht, dass das Volkslied „Ack Waermeland du sköna“ als „Dear Old Stockholm“ von Miles Davis und Stan Getz weltweit bekannt gemacht wurde. Nun zeigt uns die Sängerin Viktoria Tolstoy ihr schwedisches Herz. „My Swedish Heart“ ist ein Querschnitt durch die Jazzgeschichte des skandinavischen Landes, angefangen bei Kompositionen aus den 50er Jahren bis hin zu brandaktuellen Kompositionen von Jacob Karlzon, Esbjörn Svensson oder Lars Danielsson. Viktoria Tolstoy ist mit der Jazztradition aufgewachsen, durch ein jazzbegeistertes Elternhaus hatte sie all die Jazzkompositionen quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Sie singt nuanciert, überzeugend und versteht es, die Lyrics in Stimmungen umzusetzen. Eigentlich hätte sie mit ihrem Können und ihrer Ausstrahlung sicher gute Chancen in der Popmusik gehabt, aber ihr Ausflug blieb kurz. „Mir fehlte die Freiheit des Jazz! Jeden Abend die gleichen Lieder auf die genau gleiche Art und Weise zu singen, ging genau zwei Wochen gut, dann entließ ich mich selber.“ Nach einigen bemerkenswerten Platten gelang dann mit „Shining On You“ der Durchbruch. Die CD zeigte ebenfalls schwedisches Herz und Seele, denn die Musik wurde von Esbjörn Svensson geschrieben, die Texte zum größten Teil von Viktorias Ehemann Per Holknekt. Diesmal ist die Schwedenpower nochmals gebündelter: Abgesehen von besagtem Querschnitt durch die schwedische Jazzgeschichte gibt es zwei Stücke mit Texten in der Landessprache, ausnahmslos schwedische Musiker wie Esbjörn Svensson als Pianist, Nils Landgren als Sängerkollege, Posaunist und Produzent, und Lars Danielsson als Bassist, Pianist Jacob Karlzon und Drummer Peter Danemo nicht zu vergessen, langjährige Begleiter in Viktorias Band. Was macht schwedische Musiker und ihre Musik so interessant? Gibt es typisch schwedischen Jazz? „Nils Landgren schreibt in seinen Linernotes vom ‚natural Swedish flavour‘. Schwedische Musik ist auf sehr einfachen Melodien aufgebaut. Alles ist sehr einfach und leicht zu verstehen. Diese Einfachheit mag ich sehr gerne.“ Stilistisch könnte man sagen, dass viele unerwartete Wechsel von Dur nach Moll aus der Volksmusik übernommen worden sind, was die Musik anders klingen lässt als die aus anderen europäischen Ländern. „Now’s the time, dieses Gefühl hatte ich, als ich mir Gedanken zu meiner neuen CD machte. Ich kenne all diese Stücke in- und auswendig, wer sich in Schweden mit Jazz befaßt, kennt die Kompositionen von Börje Fredriksson, Lars Gullin oder Bengt-Arne Wallin einfach. Für mich war das sehr natürlich, weil ich mit dieser Musik aufgewachsen bin.“ „Den Första Gång“ und „Jag Yet En Dejlig Rosa“ werden in schwedisch gesungen, in einer Verneigung vor der großen Monica Zetterlund. Teilweise war es schon komisch für Viktoria, die Stücke auf Englisch zu singen. „Viele der Stücke hatten gar keine Texte. „Dannys Dream“ hat einen ausdrucksstarken schwedischen Text, aber ich dachte, dass es auch für die vielen Tourneen einfacher sein würde, die Stücke auf englisch zu singen. Dann können die Leute verstehen, worüber ich singe. Deshalb mußten wir die Texte anpassen.“ Die Auswahl des Materials war eher eine Qual der Wahl, weil es so viele gute Kompositionen gibt. „Ich habe an die größten und bekanntesten schwedischen Jazzstücke gedacht. Ich habe mich durch meine Plattensammlung zuhause durchgehört und ausgewählt. Vermutlich könnte ich zehn Platten mit ‚My Swedish Heart‘ aufnehmen“ lacht Viktoria Tolstoy. (Angela Ballhorn)