Sat March 10, 2007
23:59
Midnight Special

ROIA „Cute Little Fear“ (A)

Nina Hochrainer: vocals
Dorian Wimmer: vocals
Sam Vahdat: synthesizer, drum-programming
Paul Hochrainer guitar, bass

Sorry this part has no English translation

Bedienungsanleitung (eins). Beherzter Gebrauch der Copy- und Paste-Tasten erspart unnötige Abnützung der eigenen Ganglien. Dieses Album verdient das Prädikat „bemerkenswertestes Debut seit Jahren“. Können Sie ruhig so stehen lassen. Bedienungsanleitung (zwei). Beherzter Gebrauch der eigenen Ganglien erspart unnötige Abnützung der Copy- und Paste-Tasten. Was man zu hören bekommt, wenn man zusätzlich Trompete, Hammer und Amboß, das feinnervige Geflecht tief innen, jenseits der Ohrmuscheln, einzusetzen weiß, ist gewiß keine leichtverdauliche Materie. Deutet ja schon die Verpackung drauf hin. Und der Titel. „Cute Little Fear“. Niedliche kleine Angst. Nicht von schlechten Eltern. In der Tat. Pop, sagt man, ist die Begleitmusik der Abnabelung von den Altvorderen. Hier nicht. Im Gegenteil. Roia ist ein generationen-übergreifendes Projekt. Da sind zunächst Nina Hochrainer und Dorian Wimmer, zuständig für Gesang, Komposition, Text, vorwärtsgewandte Vision. Das Gesicht von Roia. Da sind aber auch Sam Vahdat und Paul Hochrainer, zuständig für Studiotechnik, Erfahrung, rückwärtsgewandte Vision. Der Rückhalt von Roia. Jahrelang hat man eins zum anderen gefügt. Ein Bruchstück zum nächsten. Eine Perspektive zur anderen. Die dunkle Seite des Mondes zur hellen. Vision auf Vision geschichtet. Was dabei herauskam, nach langen Nächten (Tage kennt man in Aufnahmestudios nicht), ist nach klassischer Betrachtungsweise ein Konzeptalbum. Ein niedliches kleines Meisterwerk. Das allerdings ganz schön beißen, kratzen, verletzen kann. Die Halsschlagader ist nur einen zärtlichen Biss entfernt. „Cute Little Fear“... Traumata-Humtata? Depro-Pop? Ein blühender Neurosengarten? Gewiß, da hat jemand seine Ängste, Sehnsüchte, Träume, Albträume in eine Kapsel verpackt und auf die Reise geschickt. Auf einem langen, ruhigen Fluß von Worten und Tönen. „Slow“, „Frame“, „Stereotype“, „Empty“. Man schreibt derlei nicht, um im Partykeller für wohliges Schaudern zwischendurch zu sorgen. Roia ringen mit den Dämonen, die sich hinter, neben, in uns verbergen. Manchmal auch im Puppenregal im Kinderzimmer. Seltener im Lordi-, Slipknot- oder DJ Ötzi-Konzert. Tatsächlich steht Roia, ein persisches Wort, für Traum. Der sphärische, partiell verhangene, dann wieder kräftig aufklarende Klangirrgarten der Band (die gewiß keine Band im herkömmlichen Sinn ist) läßt sich wohl am besten als urbaner elektronischer Pop umschreiben. Unterschiedliche Stilmittel, Einflüsse und Strömungen nehmen Roia auf, übersetzen sie und verdichten sie zu Songs, die zu gleichen Teilen Schwerelosigkeit und Schwermut verkörpern. „Suicide Butterfly“ – lange auf FM4-Rotation – war ein erster Vorgeschmack auf das Debutalbum der Salzburger Formation. „Cute Little Fear“ ist ein außergewöhnliches Album einer außergewöhnlichen Formation, am ehesten zu vergleichen etwa mit Archive, frühen Cure, diversen 4AD-Acts wie Dead Can Dance oder den späten Talk Talk rund um Mark Hollis. Aber das sind nur Schubladen für jene, die verzweifelt nach der Bedienungsanleitung suchen. Die dürfen ihre Spielfigur hiermit an den Start zurücksetzen. Der Rest vom Fest schweigt und hört. Erkennt, erinnert, erzittert. Wohlig, durchaus, auch. Niedliche kleine CD. (Pressetext)

Eintritt: 10.- €, 5.- € für MC-Besitzer