Sat April 21, 2007
21:00

Milcho Leviev & Vesselin Vesselinov Eko (BG/A)

Milcho Leviev: piano
Vesselin Vesselinov Eko: bass
& Special Guests: Martin Lubenov, Otto Lechner: accordion, Aleksandar Wladigeroff: trumpet, Andrej Prosoroff: saxophone, Dimiter Karamitev: kaval

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Für eine Ikone hat Milcho Leviev zu viel Humor, dennoch wird er als solche verehrt, in Bulgarien, im internationalen Jazz. Ist Goran Bregovi? der Ahnvater des Balkan-World-Pop, so darf Milcho Leviev ruhig als der Begründer und unvermindert agile Hauptprotagonist des Balkan-Jazz bezeichnet werden, so wir diesen Begriff akzeptieren, der nichts mehr als das Diffundieren des Modern Jazz mit balkanischer Rhythmik und Melodik bezeichnet. Der 1936 in Plovdiv, Bulgarien, geborene Leviev entstammt einer jüdischen Familie. Was wenige wissen: Die jüdische Bevölkerung
Bulgariens wurde dank des Engagements des Abgeordneten Dimitar Pesev und des Metropoliten Stefan vor der Auslieferung an die Nazis gerettet. Früh hörte Leviev amerikanische Radiosender und Jazz. Und als junger gefeierter Pianist und Arrangeur setzte er bereits in den 60er Jahre das bulgarischeRepertoire mit Blues- und Jazzkompositionen an. Da das kommunistische Regime und er nicht lange unter einem Dach leben konnten, verließ er 1970 seine Heimat und landete über Umwegen als Arrangeur,
Solist und Komponist im Orchester seines großen Vorbilds Don Ellis. Dieser kulturell äußerst offene und neugierige Musiker war natürlich begeistert von Levievs Beiträgen - und so finden sich auf der Platte
Tears of Joy (1971) erste Beispiele der Fusion bulgarischer Musik mit Jazz. Im Vergleich zu vielen später geborenen Balkan-Jazzern war Leviev von Anfang an vom hohen künstlerischen Potenzial des American Way und der südbalkanischen Musik überzeugt, hätte also nie das eine gegen das andere ausgespielt. Seine Karriere führte ihn auch durchs Orchester von Billy Cobham, er arrangierte für Manhattan Transfer und Al Jarreau und festigte sich bald international den Ruf eines großen Komponisten und Pianisten. 1990 nach dem Fall des Regimes Todor Zhivkov kehrte er nach Bulgarien zurück, viele Jünger, amerikanisch geschulte Jazzer, standen schon Schlange, um dem Meister zu folgen. Dieser aber erwählte sich für sein erstes Konzert in Sofia den jungen Theodosii Spassov zum Duettpartner, jenen Pionier auf der Hirtenflöte Kaval. Dieser symbolträchtige Ritterschlag, dieses Abwinken der Amerikanisten galt einer ganzen Szene, die damals den wertvollen Schatz ethnischer Tradition aus sich heraus - ohne Amerikanismen - weiterentwickelte und uns als bulgarischer Sonderweg Generationen von
exzellenten Musikern bescherte, die ethnisch gefärbten Jazz kreieren, ohne je provinziell zu wirken. Milcho Leviev blieb beiden Welten treu, und noch vielen mehr, so gilt seine Liebe zunehmend auch der Renaissancemusik und dem Frühbarock, welche er neu arrangiert. Begleiten wird ihn der bekannte bulgarische Bassist Vesselin Vesselinov Eko. Gäste, die für eine Jam-Session mit Milcho Leviev erwartet werden, sind:Martin Lubenov, Otto Lechner, Andrej Prosoroff, Aleksander Wladigeroff und Dimiter Karamitev. (Richard Schuberth)
Eine Veranstaltung im Rahmen von Balkan Fever