Sat May 26, 2007
23:59
Round Midnight

The Merry Poppins (A)

David Lageder: vocals
Herbert Könighofer: saxophone, percussion
Thomas Aichinger: guitar
Mathias Vorauer: bass
Robert Aichinger: drums

Sorry this part has no English translation

Erst einmal klingt es wie eine 50er Jahre Cabaret-Band, die viel Reggae gehört hat. Aber schon nach wenigen Takten mischt sich eine Balkan-Polka dazwischen, und erst jetzt fällt die rotzfreche Modernität einer Band auf, die sich „the merry poppins“ nennt und gerade an einem Debüt-Album bastelt. Die Demo-CD aber dreht sich schon jetzt im Kreis und hat den marktanalytisch unvollständigen, weil bloß hauseigenen Geschmackstest bei den 15- bis 16-Jährigen ebenso bestanden wie bei den deutlich bürgerlicher orientierten Musikhörern im Kritiker-Haushalt. Eine Salzburger Band schlägt ihren Eizahn in die Schale. Die alte Pop-Reliquie mit dem Namen „neu“ hat ihren Sex-Appeal eingebüßt, wie selbstverständlich bedienen sich die sechs merry poppins in der Musikgeschichte. Aber sie zitieren nicht, sondern grooven sich einfach durch die Zwei-Viertel-Takte vom Donau-Delta bis New York. Dazu gibt‘s jazzig hingeknallte Saxophon-Improvisationen aus dem Rohr von Herbert Könighofer. Er ist der merry poppins-Mentor und hat die übrigen fünf 19 bis 25 Jahre alten Jungs aus einem Salzburger Abbruchhaus in der Mildenburggasse 11 unter seine Fittiche genommen. Diese von Baggern bedrohte Kreativ-Burg wird dem gerade fertig gemischten Album auch den Titel geben, und tatsächlich sind es die jungen „Pop-Polka“-Musiker, die den Sound prägen. Der erfahrene Jazzer hält sich klanglich im Hintergrund – vorne sind es vor allem Sänger David Lageder, Bassist Mathias Vorauer und Gitarrist Thomas Aichinger, die anschieben – kollektiv und so analog wie die alte Tonbandmaschine, mit der „Mildenburg 11“ aufgenommen wurde. Noch schwingt ein Hauch von Verlorenheit im Ringelreih wirklich guter, oft ein wenig konventionell arrangierter und vor allem fantastisch gesungener Nummern. Noch klebt ein Rest von globalisiertem Allerlei an diesem Schubkarren voll instrumentaler Spielfreude und vor allem an den Saxofonsoli, deren Abmischung noch einmal überdacht werden sollte. Aber alles in allem haben da ein paar Leute intelligenten und schnörkellosen Bock auf musikalische Klarheit. Da ist ein Wollen, das ins Tanzbein geht und – den erwähnten stilistischen Einflüssen zum Trotz – nicht kopiert. Da könnte eine Band heranreifen, die die Intelligenz im heimischen Schlager um ein paar Quotienten zu heben im Stande ist. „Ein bisschen Geld zum Leben, Geld für die nächste Plattenaufnahme und einfach auch Ruhe vor den Baggern im Rücken“ - das ist die aktuelle Wunschliste der merry poppins. Die Demo-CD jedenfalls lässt keinen Zweifel daran, dass sich das ausgehen sollte. So locker wie der Zwei-Viertel-Groove selbst. (Christoph Lindenbauer)
Eintritt: 10.- €, 5.- € für MC-Besitzer