Wed Feb. 6, 2008
20:30

Pharoah Sanders Quartet (USA)

Pharoah Sanders: tenor saxophone
William Henderson: piano
Nat Reeves: bass
Joe Farnsworth: drums

Sorry this part has no English translation

Kaum ein Jazzmusiker hat die Aufbruchstimmung der sechziger Jahre besser eingefangen als der Saxofonist Pharoah Sanders. Vier seiner Stücke versammelt die neue CD „The Impulse Story“.
Weiße Jacke, weißer Bart und blaues Käppi, das sind die Markenzeichen des Saxofonisten Pharoah Sanders. Die Augen geschlossen, schreitet er auf der Bühne umher, um die Hypnose einzuleiten. Antikommerziell wirkt seine Kunst und gesellschaftlich relevant. Er hat in seiner Musik den Geist der Sechziger kultiviert. Zittrig, laut und warm ist sie. Seine Zirkularatmung trägt den Ton, Echo-Effekte bewirken, dass sein Instrument noch zu hören ist, wenn er es bereits abgesetzt hat.
In der High School hieß er Farrell Sanders. Er trug schwarze Kleidung, Sonnenbrille und Schal und malte sich einen kleinen Oberlippenbart, um sich in die Jam Sessions der lokalen Jazz-Clubs zu mogeln. Anfang der sechziger Jahre zog er nach New York, wo er zunächst in der Arche von Sun Ra lebte, einer hierarchisch geführten Musikerkommune. Nach zwei Jahren verließ er sie, fortan nannte er sich Pharoah. Er schlug sich durchs Leben, indem auf den Straßen der Stadt für Kleingeld spielte und sich das Blutspenden bezahlen ließ. Als er Mitte der 60er Jahre von John Coltrane engagiert wurde, lebte er den Free Jazz und hatte nur ein Thema: Saxofonmundstücke.
Pharoah Sanders lebt nüchtern. Er ernährt sich von Obst, raucht nicht, trinkt nicht, nimmt keine Drogen – auch wenn man beim Hören seiner Musik manchmal anderes vermutet. Seine Heimat ist der Raum, der zwischen einem C und Cis liegen kann. Seine bekannteste Nummer „The Creator Has A Masterplan“ nahm er Ende der 60er Jahre mit Leon Thomas auf, es ist ein impulsives Stück des New Thing. Thomas, der im Jahr 1999 starb, hatte Botschaften von einem besseren Hier und Jetzt verkündet. Er benutzte seine Stimme wie ein Instrument, seine Jodelklänge bezeichnete er als Soularfone. „Spirits, Peace and Happiness!“, lautete die Parole. Kaum eine Jazzaufnahme hat die Aufbruchstimmung jener Tage so genau eingefangen wie die mehr als 30-minütige Masterplan-Version aus dem Jahr 1969, die sich auf der Sanders gewidmeten CD der Reihe „The Impulse Story“ befindet. Neben „Astral Traveling“ und „Spiritual Blessing“ ist auch „Upper Egypt And Lower Egypt“ von seinem Debüt zu hören – damals hatte er sich gerade als Mitglied des John Coltrane Quintetts einen Namen gemacht. Pharoah sei ein einziger großer Song, schrieb der schwarze Dichter und Aktivist Larry Neal damals in der Zeitschrift Cricket, er brauche einen Tempel für seine musikalische Predigt. (Christian Broecking)
2004 war der Saxophon-Gigant für 3 Tage zu Gast (mit Will Calhoun am Schlagzeug) und sorgte für ein volles Haus. Übrigens statteten wir an einem Abend nach dem Konzert mit Sanders einen Besuch im Zawinuls Birdland ab, wo er bei Joey DeFrancesco zum allgemeinen Erstaunen einstieg.
Nun kehrt er mit seinem Quartet zurück. Schauen wir einmal, was im Hiltonkeller am Programm steht. CH
Eintritt: 35.- € Sitzplatz, 20.- € Stehplatz