Mon March 17, 2008
20:30

Gilad Atzmon & The Orient House Ensemble (ISR/GB)

Gilad Atzmon: reeds, trombone, flute
Dumitru Ovidiu Fratila: violin
Romano Viazzani: accordion
Frank Harrison: piano
Yaron Stavi: bass
Asaf Sirkis: drums, percussion

Sorry this part has no English translation

Gilad Atzmon ist Philosoph. In Israel hatte er sich als Plattenproduzent etabliert, die Arbeit an Rock- und Pop-Alben erlaubte ein geruhsames Leben. Doch ein Buch über Jazzimprovisation ließ ihm keine Ruhe und warf Fragen der Ästhetik auf: Gilad Atzmon zog nach England und begann die deutschen Philosophen zu studieren. Erst im selbstgewählten Londoner Exil lernte er die Musik seiner Heimat, des Nahen Ostens, kennen - und beschloss, fortan Jazzmusiker zu sein. Heute ist er preisgekrönter Nachfolger seiner Idole John Coltrane und Cannonball Adderley, der es als seine Aufgabe ansieht, dem Jazz wieder die kulturelle / politische Schlagkraft zu verleihen, die die erste Bop-Ära und den Freejazz der 60er-Jahre beflügelte. So nannte er das letzte Album seines „Orient House Ensemble\\\" hintersinnig „MusiK\\\" - mit einem deutlichen \\\'K\\\' geschrieben und deutsch ausgesprochen. „Music\\\", so erklärt er gerne, bezeichne nur mehr eine Art klingende Ware. „Musik\\\" dagegen steht für das ernsthafte Streben nach Schönheit. Im Untertitel geht er sogar noch weiter: „Re-Arranging the 20th Century\\\" lautet das Rezept, nach dem Gilad Atzmon die Musikgeschichte neu zusammensetzt, den Tango in den Balkan transferiert und „A Love Supreme\\\" mit der Folklore seiner Heimat kreuzt. Atzmon selbst bezeichnet sich als „hebräischen Palästinenser\\\", unterscheidet nicht zwischen israelischer oder palästinensischer Volksmusik. Der Bandname „Orient House Ensemble\\\" erinnert nicht von ungefähr an das zerstörte Zentrum der palästinensischen Autonomiebehörde in Ostjerusalem. „Vielleicht wollte ich nur meinem erzkonservativen Großvater eins auswischen\\\", sinnierte Gilad Atzmon einst im Gespräch mit der Zeit, denn seine Musik – und sei es nur geografisch-kulturell – festzulegen liegt ihm fern. Im Gegenteil: Am Anfang des „Orient House Ensembles\\\" stand eine Jamsession und die Idee, wo immer man sei mit ortsansässigen Musikern authentische „Orient Houses\\\" zu gestalten. In vier Alben seit seiner Gründung 2000 hat das „Orient House Ensemble\\\" als beständige Band zusammengefunden. Dynamisch wandeln sie auf den Spuren des Postbop, mit einer um Akkordeon, Geige und Gesang erweiterten Besetzung. „Unser musikalisches Ziel\\\", sagt Gilad Atzmon, „ist es, die Musik des untergegangenen europäischen Ureinwohners wiederherzustellen.\\\" Eine Agenda, die viel Raum zum Lesen zwischen den Zeilen lässt. Time Out, das Londoner Szenemagazin, empfiehlt die Musik des „Orient House Ensemble\\\" als „witzig, unheimlich, widerspenstig und schön.“ (Tobias Richtsteig)