Tue April 29, 2008
20:30

Rudresh Mahanthappa & Vijay Iyer (IND/USA)

Rudresh Mahanthappa: saxophone
Vijay Iyer: piano, keyboards

Sorry this part has no English translation

Schwarzen Jazz und weißen Jazz kennt man. Aber indischen Jazz? Mit Folklore und Bollywood hat das jedenfalls wenig zu tun, was Vijay Iyer und Rudresh Mahanthappa spielen. Jazz tauge nur etwas, wenn man den Puls des Widerstands spüre, sagt der Pianist Vijay Iyer. Die Musik ist ihm eine Form des Aushandelns. Er versteht sich als Teil einer Gemeinschaft der Improvisatoren, mutiger Individuen, die die Jazzgeschichte prägten. Musik, die unter behüteten Bedingungen entsteht, interessiert ihn nicht. Das Down Beat Magazine kürte Vijay Iyer kürzlich zum Aufsteiger des Jahres 2006 – wie bereits im Vorjahr. So neu ist er gar nicht im Jazz, vor zwölf Jahren erschien sein Debüt Memorophilia, seit über zehn Jahren spielt er mit dem Saxofonisten Rudresh Mahanthappa zusammen. Raw Materials ist ihr neues gemeinsames Album. Beide Musiker gehören zur ersten Generation von Immigranten mit indischen Wurzeln, die in den USA als Künstler arbeiten. In New York und San Francisco gibt es heute eine asiatisch-amerikanische DJ-Kultur und visuelle Künstler. Als Jazzmusiker passten sie aber noch nicht in die Schemata der Plattenfirmen, erzählt Rudresh Mahanthappa. Die erwarteten, dass man in jedem Stück indische Einflüsse ausmachen kann. Mittlerweile kämen auch junge indische Amerikaner zu ihren Konzerten. Als Kind habe er nicht gewusst, wohin er gehöre. Seine Eltern waren in den fünfziger Jahren nach Colorado gekommen, ihre Heimat lernte er erst später auf einer Studienreise kennen. Sie seien gläubige Hindus, zu Hause habe es täglich indisches Essen gegeben, unterhalten habe man sich auf Englisch. Lange Zeit habe er sich gewünscht, weiß zu sein, berichtet Rudresh Mahanthappa. Manche seiner Rhythmen kommen aus der südindischen Musik. In seiner Komposition Forgotton System gibt es ein Muster aus 30 Schlägen, das man in beliebig viele Takte aufteilen kann. Sind es zwei Takte mit 15, drei Takte mit zehn oder sechs Takte mit fünf Schlägen? Er bricht Strukturen auf, seine Rhythmen sind verzögert und polyrhythmisch. (Christian Broecking)