Wed Dec. 2, 2009
20:30

Andy Bey Solo (USA)

Andy Bey: vocals, piano

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Seine besten, tiefsten Interpretationen verdankt Andy Bey dem durchs Auf und Ab seines Lebens geschärften Bewusstsein für Depression. Wenn er in sanftem Vibrato verharrt, dann ist klar, dass es nur wenige Sekunden dauert, bis die sich eben noch so harmonisch fügenden Silben nach Raubtierart zerrissen werden. Nach solchen impulsiven Einschüben führt er rasch wieder in die kargen Landstriche der Agonie, wo selbst gutturales Schnurren erlösend wirkt... Bey ist wieder bei den Standards angelangt, die seine Frühphase in den späten fünfziger Jahren prägten. Heute, wo es en vogue ist, dass jeder Popsänger, der auf sich hält, ein Album mit Standard-Balladen macht, zeigt er, wie man\\\\\\\'s macht. Nach einer erfolgreichen Phase als Sänger für Horace Silver und Gary Bartz und dem superben Soloalbum „Experience and Judgement\\\\\\\" (1974) war Bey in den Strudel eines unsteten Lebens abgetaucht. Erst nach 22 Jahren Pause nahm er wieder Alben auf, lieferte sich Balladen, Bluesstücken und vereinzelten Poptunes – z.B. Stings „Fragile\\\\\\\" und Nick Drakes „River Man\\\\\\\" – rückhaltlos aus. Sein dritter Auftritt im Porgy & Bess, endlich in voller Bandbesetzung, zeigte ihn als tapferen Entdecker innerer Widersprüche auf der Folie von Standardtexten wie „Brother, can you spare a dime?\\\\\\\". Brillant: das auszehrende „Tuesdays in Chinatown\\\\\\\", etliche Kleinodien aus der neuen CD „American Song\\\\\\\", die ausladende Version von Weills „Speak low\\\\\\\", Ellingtons majestätisches „Caravan\\\\\\\", Lionel Hamptons trauriges „Midnight Sun\\\\\\\". Aus der Band stach Schlagzeuger Jeremy Clemons hervor, der sehr energetisch die Besen schwang und bisweilen ganz erstaunliche Laute hervorbrachte. Stimmlich oft an die reife Sarah Vaughan erinnernd, ließ Bey den Abend solo mit dem sehnsuchtsvollen „Someone to watch over me\\\\\\\" ausklingen. Mehr Intensität ist kaum vorstellbar. (Samir H. Köck, über einen Auftritt im März 2005)