Tue Nov. 2, 2010
20:30

Dave Holland Quintet (USA)

Dave Holland: bass
Chris Potter: tenor-, soprano saxophone
Robin Eubanks: trombone
Steve Nelson: vibraphone, marimba
Nate Smith: drums

Sorry this part has no English translation

Der Baß ist im Jazz für gewöhnlich jene stille Kraft, die die wichtigen Verbindungen in der Musik schafft, sich aber nicht im Fokus des Publikumsinteresses befindet. Das scheint sich auf das Gemüt niederzuschlagen. Man denke an Despoten wie Charles Mingus und Ray Brown, leicht verbitterte Grübler wie Ron Carter, wehleidige Neurotiker wie Charlie Haden. Menschenfreunde und Frohnaturen am Baß sind selten wie Zähne im Hühnerschnabel.
Der Brite Dave Holland ist so eine Rarität. Als Bandleader besitzt er natürliche Autorität, hat es nicht nötig, mit ehernem Knöchel auf den Tisch zu hauen. Sein sein 1997 bestehendes Quintett ist ein Klangkollektiv im besten Sinn: fünf brillante Musiker, zwischen Zitat und Innovation changierend. Gleich eingangs wies „Global Citizen“ die Richtung: weg von den Prachtavenuen des Genres, in den Staub der Sidewalks, aber auch zum Glanz der pittoresken Plätze der Vorfahren. Um Hollands wunderbar ächzende und singende Baßfiguren gruppierten sich Billy Kilsons komplizierte Rhythmen, die avancierten Klanggebilde der Blechbläser Robin Eubanks und Chris Potter, die behutsamen Tupfer des Vibraphonisten und Marimbaspielers Steve Nelson. Das Vibraphon, das seinen Exotenstatus im Reich der Jazzinstrumente noch nicht ganz verloren hat, war die Hauptattraktion: Selten hört man derart ins Abstrakte ausufernde Schlegelkunst. Nelson bestach mit komplizierten Harmonien, sensitiven Melodien und Echos auf die Polyrhythmen Kilsons, der vor allem bei „Billows Of Rhythm“ die Muskeln spielen ließ, so heftig, daß sein Schlagzeug beinahe zusammenbrach. Highlights dieses Ikonoklasten-Festes in der blitzblau-güldenen Bonbonschachtel namens Mozartsaal waren die maghrebinisch angehauchte Komposition „Shifting Sands“, die eindringliche Ballade „For All You Are“ und die verträumte Nelson-Komposition „Go Fly A Kite“. (Samir H. Köck, 2002)

Eintritt: 35.- € Sitzplatz, 28.- € Stehplatz