Mon Oct. 4, 2010
20:30

Sväng (FIN)

Eero Turkka: chromatic & diatonic harp
Eero Grundström: chromatic & diatonic harp
Jouko Kyhälä Harmonetta: chromatic & diatonic harp
Pasi Leino: bass harp

Sorry this part has no English translation

Eigentlich hätte man es sich ja denken können. Wenn ein finnisches Ensemble als Mundharmonika-Quartett auftritt, kann doch nichts schief gehen. Diese wunderbaren Finnen bekommen doch auch die sonderbarste Kombination noch so hin, dass man vor Staunen Ohren und Mund nicht mehr zu bekommt und dass einen die musikalische Qualität des Gebotenen schier umhaut. Sväng heißt das Ensemble, welches mit seinen Instrumenten oftmals die klangliche Vielfalt eines ganzen Orchesters hervorzubringen weiß. Da ist Pasi Leino mit der Bass-Harmonika, die wie ein entfremdeter Toaster ausschaut und aus der er Töne zaubert, die zwischen Sousaphon und Ochsenfrosch wechseln. Das nächste sonderbare Instrument spielt Jouko Kyhälä, der Herr Doktor der Mundharmonika. Er musiziert meistens auf der Harmonetta, so einer Mischung aus Mundharmonika und Akkordeon, die die Firma Hohner in den 50er Jahren erfunden hat. Auf ihr kann man neben Melodien auch Akkorde spielen. Und dann sind da noch Eero Grundström und Eero Turkka, die auf den kleinen Mundharmonikas die Melodien führen, entwickeln und unfassbare Soli spielen können. Alle zusammen ergeben eine Klangfülle, die einem Streichquartett nahekommt und immer wieder in ratloses Erstaunen versetzt. Griechische Polken wechseln mit finnischem Gypsy-Blues, gehen über zu knackigen Tangos und landen bei genial schrägen und versoffenen finnischen Humppas, einer Variante des Foxtrott. Alle Stücke werden in eigenen Arrangements gespielt oder sind von den Herren Grundström, Kyhälä und Turkka komponiert. Und wenn dann finnische Zigeunerweisen mit der skandinavischen Melancholie zusammentreffen, wähnt man sich zuweilen auch in einem Heavy Metal-Konzert. Dabei darf man nicht vergessen, dass das alles mit dem Munde geblasen, mit einer unglaublichen Atemtechnik hervorgebracht und mit aberwitzigem Temperament aus den kleinen Instrumenten herausgepustet wird. Die musikalische Genialität des Quartetts ließ die völlig unmotivierte Lichtregie vergessen, so dass nach drei Zugaben ein beglücktes Publikum beschwingt das wunderbar aufregende Konzert verließ. (Südwest Presse)