Wed May 4, 2011
20:30

George Gruntz Concert Jazz Band (CH/USA/I/ISR)

George Gruntz: piano
Tanya Darby, Joe Magnarelli, Mike Rodriguez: trumpets
Jeff Stockham: trumpet, frenchhorn
Dave Bargeron: euphonium, trombone
René Mosele : trombone
Luciano Biondini : accordion
Howard Johnson: tuba
Chris Hunter: alto-, soprano saxophone, flute
Sal Giorgianni: alto-, tenor saxophone, flute
Andy Scherrer: tenor-, soprano saxophone
Larry Schneider: tenor-, soprano saxophone, flute
Tom Timko: baritone saxophone
Arie Volinez: bass
Danny Gottlieb: drums

Sorry this part has no English translation

Der Jazz starb tausend Tode, und aus allen Aschen stieg er als ein etwas anders gefiederter Phönix. Zurzeit wird darüber debattiert, ob die sogenannte freie Improvisation am Ende sei, also auch die Musik, die aus der Revolte gegen Klischees und Konventionen als Free Jazz hervorgegangen ist. Der setzte die Freiheit absolut und musste die Erfahrung machen, dass die, wie in jeder Kunst, relativ ist: die Freiheit, seine engeren oder loseren Bindungen selbst zu wählen und zu wechseln. Die voraussetzungslose spontane Erfindung kann ein Vorsatz sein, aber letztlich ist sie eine Fiktion. Ihr Gegenpol ist Form, und die wächst aus einer kollektiven oder individuellen Geschichte. Diese Spannung bestimmt den ganzen Jazz und besonders den von George Gruntz. Als der 1972 seine Concert Jazz Band gründete, hatten, abgesehen von ein paar Ausnahmen wie den Bands von Gil Evans, Sun Ra oder von ThadJ ones und Mel Lewis, Grossformationen im lazz keine Konjunktur. Das Unternehmen war ein Wagnis. Es gelang Gruntz nur, weil er auf die vielen Amerikaner zählen konnte, die in den Zeitendes Rock nach Europa exilierten. So entstand eine Musik, die einen “europäischen” kompositorischen Anspruch mit den Hardcore-Erfahrungen des “modernen” amerikanischen Jazz verband. Diese Polarität prägt die GG-CJB bis auf den heutigen Tag. Gruntz ist ein ambitionierter Komponist, aber im Kern blieb er immer ein Jazzmusiker. Der realisierte sich am eindrücklichsten in den kürzeren oder längeren Zusammenzügen seiner Concert Jazz Band. Die Besetzungen wechselten in den 38 (!) Jahren. Die, welche am 10. April 2010 im Luzerner KKL ein hochenergetisches Konzert abfeuerte, war ein besonders guter Jahrgang: eine explosive Mischung aus alten Habituds (u.a. dem Trompeter Lew Soloff, dem Posaunisten Dave Bargeron, dem Tubaspieler Howard Johnson, dem Saxofonisten Larry Schneider) und neuen Temperamenten, vom Basler Tenoristen Andy Scherrer bis zum italienischen Akkordeonisten Luciano Biondini und dem französischen Drummer Francois Laizeau. Komplex und mitreissend. Ein subtiler Knaller. (Peter Rüedi, Die Weltwoche)