Sun Dec. 16, 2012
20:30

The Syndicate „File Under Zawinul“ feat. Sabine Kabongo (MAR/F/BRA/SEN/CI/B)

Aziz Sahmaoui: vocals, percussion
Emile Parisien: alto-, soprano saxophone
Alegre Correa: guitar, vocals, percussion
Thierry Eliez: keyboards
Munir Hossn: guitar
Alune Wade: bass, vocals
Paco Sery: drums
Jorge Bezerra: percussion
special guest: Sabine Kabongo: vocals

Sorry this part has no English translation

Mit dem Tod von Joe Zawinul ist 2007 eine der wichtigsten Stimmen des Jazz für immer verstummt. Sein unnachahmlicher Stil an den Keyboards, voll betörender Klangfarben, hämmernder und zugleich zarter Virtuosität, Harmonie und rhythmischer Dynamik, ist nur noch auf den (zum Glück zahlreichen) Aufnahmen zu genießen, die er hinterlassen hat. Doch seine Stücke, die ihn als einen der bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts ausweisen, leben weiter. Wer wäre geeigneter, die Kompositionen Joe Zawinuls neu zu interpretieren, als jene Musiker, mit denen er so lange und so gern gespielt hat? 20 Jahre, von 1988 bis 2007, arbeitete der Keyboarder mit seiner Lieblingsband, dem Zawinul Syndicate, das den Melodien des Wieners ein Weltmusik- Klanggewand mit Einflüssen aus allen Kontinenten anlegte. Auch nach dem Tod des Leaders blieb die Band, nun unter dem Namen The Syndicate, für Konzerte und Tourneen zusammen – und dem musikalischen Erbe ihres Mentors verpflichtet. Da ist es nur folgerichtig, dass The Syndicate jetzt auch mit einem Album in Erscheinung tritt. Der Titel ist Programm. „File Under Zawinul“ - das bedeutet: Sechs Werke des Meisters sind hier im unverkennbaren Zawinul-Stil zu hören, und zugleich in einer eigenständigen Neudeutung, welche die Charaktere der Musiker wiederspiegelt. Die Rhythmusgruppe dieser Syndicate-Formation hat eine lange Tradition mit Joe Zawinul. Der fulminante Drummer Paco Sery, der Bassist Alune Wade sowie die Perkussionisten Aziz Sahmaoui und Jorge Bezerra standen bei vielen Tourneen gemeinsam mit dem Keyboarder auf der Bühne. Auch die wunderbare Vokalistin Sabine Kabongo prägte den Stil des Zawinul Syndicate – so, wie sie jetzt entscheidend dazu beiträgt, den Sound von The Syndicate fortzuentwickeln. Neben diesen Veteranen legen auch Neulinge auf dem Album beachtliche Proben ihres Könnens ab. Am mutigsten sind wohl die Pianisten Thierry Eliez und Eric Mouquet, die sich dem Vergleich mit dem Keyboarder Zawinul stellen: Mal mit Zitaten und kleinen musikalischen Verbeugungen, dann wieder mit ganz eigenem Stil. Mit Emile Parisien ist erstmals in der Geschichte des Syndicate ein Saxofonist mit im Spiel. Seit den Zeiten mit Co-Leader Wayne Shorter bei Weather Report hatte Zawinul ja auf Saxofon-Sounds verzichtet. Bei seinem Intro zum Weather Report Klassiker „Nubian Sundance“ gelingt Parisien ein spannungsgeladener kreativer Dialog mit dem Original. Gitarrist Munir Hossn wiederum reiht sich nahtlos ein in die Linie und die Spielweise der großen Syndicate Gitarristen: In seiner unermüdlichen Rhythmus-Arbeit webt er an dem rockig-swingen den Klangteppich, der das ganze Vehikel abheben lässt – bei seinen Solostellen schenkt er den Stücken bunt schillernde Verzierungen. Die Soli sind es allerdings nicht, auf die es bei diesem famosen Album ankommt. Jeder Musiker ist ein Virtuose für sich, doch jeder stellt sich ganz in den Dienst des großen Ganzen, um den Kompositionen volle Wirkung zu schenken. Frei nach Joe Zawinuls Motto: „We never solo, we always solo“. „File under Zawinul“: Der Meister hätte an diesem Album, einem posthumen Geschenk zu seinem 80. Geburtstag, gewiss eine große Freude. (Gunther Baumann, Autor der Biografie „Zawinul - Ein Leben aus Jazz“)