Thu March 7, 2013
20:30

Céline Bonacina Trio (F)

Céline Bonacina: baritone saxophone
Kevin Reveyrand: bass
Hary Ratsimbazafy: drums

Sorry this part has no English translation

Welt-Jazz Exkursionen auf dem Baritonsaxofon mit Herzblut und offenen Ohren. Virtuos und mit langem Atem für knurrende Tieftöne „haut Céline Bonacina ihre Hörer einfach um“ (Jazzthing)

Das stolze Baritonsaxofon ist ein echter Brummbär mit rescher Eleganz. Kaum einem Instrument sind so unwiderstehlich knurrende und knarrende Töne zu entlocken wie diesem Blasrohr, dessen Geschichte im Jazz vor allem mit den Namen von Duke-Ellington-Solist Harry Carney und Legende Gerry Mulligan verknüpft ist. Im Jahre 2010 überraschte allerdings ein Debütalbum aus Frankreich die Jazzwelt, auf dem wohl – so schien es eigentlich – ein ziemlich hünenhafter Kraftprotz mit der Lunge eines Zehnkämpfers den satten, erdigen Sound des Baritonsaxofons nach allen Regeln der Jazzkunst zelebrierte. Doch – welche Überraschung! – hinter den lustvoll bolzenden Sounds stand eine junge, zierlich gebaute Frau, eigentlich nicht viel größer als ihr sperriges Instrument. Céline Bonacina war und ist der Name der bemerkenswerten Musikerin, die auf diese Weise die internationale Jazzgemeinde auf sich aufmerksam machte. Die 37-jährige kommt vom Altsaxofon her, als Einundzwanzigjährige wechselte sie dann aber zum großen Bruder Bariton. Sieben Jahren lang, von 1998 bis 2005, lebte Céline Bonacina auf La Réunion. Neben ihrem Schlagzeuger, dem aus Madagaskar stammenden Hary Ratsimbazafy, nahm Bonacina von der zu Frankreich gehörenden Insel im Indischen Ozean auch Sega- und Maloya-Rhythmen mit, was sich im Rahmen des angesprochenen CD-Debüts Way of Life (ACT Music) in kernigen Grooves manifestiert. Nun beehrt die zarte Zeitgenossin mit dem großen, sinnlichen Baritonton erstmals Österreich, im Trio, dem außerdem auch der Bassist Romain Labaye angehört. Eine Verbindung besteht bereits: Auf dem Cover der Einspielung Way of Life findet sich nämlich gar ein kopfloser, mit roten Jackett, Hemd und orangefarbenen Socken bekleideter Puppen-Torso, der vom Steirer Erwin Wurm stammt. (Andreas Felber, Der Standard 28./29.4.2012)