Fri Nov. 1, 2013
20:30

Scott Matthew (AUS)

Scott Matthew
line up tba

Sorry this part has no English translation

„For some it seems a mistake, for me it's a way of life.“ In dieser Zeile aus dem Song Sweet Kiss In The Afterlife liegt Scott Matthews ganzes Leben. Es läuft über vor Sehnsucht nach einem Zufluchtsort und darin wird gewartet, wenn es sein muss für immer, auf die Liebe, die irgendwann kommen wird.
Aber es schwingt auch ein neuer Unterton mit, den man so von dem schüchternen Mann mit dem langen Bart noch nicht gehört hat. Etwas ist anders an diesem dritten Album: „Ich bin mit mir ins Reine gekommen, und ich gestehe mir meine Kreativität endlich ein“, erklärt Scott Matthew. Er ist selbstbewusster geworden, er hat verstanden, dass er ein Recht auf diesen „way of life“ hat, der sich abseits konservativer Denknormen abspielt. Und dass es an der Zeit ist, ihn auf seine zurückhaltende Weise in die Welt hinaus zu singen.
Er macht Leid zu Lied. Wenn seine Stimme weint, so ist er nicht weinerlich. Wenn seine Lieder klagen, so ist er nicht selbstmitleidig. Er entkleidet sein Inneres, das ist alles. Er lässt die Hörer teilhaben, teilnehmen, Teil werden. Das hört man nicht nur einzelnen Stücken wie No Place Called Hell an – Matthews ganz persönlichem Protestsong gegen Engstirnigkeit und Intoleranz. „Gallantry's Favorite Son“ ist als Ganzes verspielter, experimenteller und noch breiter gefächert als seine beiden Vorgänger ausgefallen. In No Place Called Hell spielt der einst so zurückhaltende Exil-Australier und Wahl- New Yorker die Mund-Trompete, in anderen Songs tauchen immer wieder Stimmen aus dem Hintergrund auf. Stücke wie Felicity, Devils`s Only Child und The Wonder Of Falling In Love tragen eine neue Leichtigkeit in sich. Das alles ändert jedoch nichts daran, dass die Message geblieben ist. Matthews Themen drehen sich nach wie vor um selbst erlebte und überlebte Tragödien wie Trennungsschmerz, Liebe und Einsamkeit.
Und es gibt auch wieder diese Momente, in denen es kaum möglich ist, keine Gänsehaut zu bekommen. Zum Beispiel in Sinking, dem – wie Matthew erzählt - persönlichsten Song, den er jemals geschrieben hat. Oder wenn in Buried Alive murmelnde Stimmen wie ein Geisterchor aus dem Hintergrund nach vorne dringen, die genauso beklemmend klingen wie es sich anfühlt, wenn sich eine kaputte Liebe partout nicht zu Grabe tragen lassen will. Scott Matthew ist sich selbst treu geblieben – es geht ihm nach wie vor zuallererst ums Herz, nicht um die Lyrik. Wenn er einen Song schreibt, dann soll dieser beim Zuhörer ein Gefühl auslösen.
Matthew selbst nutzt seine Kunst um zu verarbeiten. „It's taken this song to expel the dirt“, haucht er in True Sting seinem Verflossenen hinterher und gibt damit seinen Seelenqualen ein neues, weniger schmerzhaftes Zuhause: den Song. Gallantry's Favorite Son, dessen Titel bewusst altmodisch gewählt ist, um Matthews organische und romantische Herangehensweise an die Musik zu unterstreichen, ist die Konsequenz aus allem, was dem Musiker seit der Veröffentlichung seines Debüts im Jahr 2008 widerfahren ist. Dazu gehört nicht nur sein Selbstfindungsprozess, sondern auch die Art, wie er mit seiner Kunst umgeht. Weil sie so persönlich ist wie ein geheimes Tagebuch, teilt Matthew ihren Entstehungsprozess mit einem intimen Kreis von Freunden, der zwar konstant wächst, aber dessen Kern von Anfang an dabei ist. „When friendship becomes family, it helps me with the mystery“, singt Matthew in seinem Song Felicity und meint damit nicht nur treue Wegbegleiter wie den Produzenten Mike Skinner oder die Musiker Eugene Lemcio und Clara Kennedy, sondern auch seine Zuhörerschaft. „Die Menschen, die ich erreiche, sind genauso ehrlich wie meine Musik“, sagt Matthew. Gemeinsam fällt es eben leichter, diesen ganzen Wahnsinn zu ertragen. Im Kollektiv lässt es sich aber auch besser hoffen.
So wie sein drittes Album ist Matthew vielleicht auch selbst. „Im Titel Duet singen meine beiden Seiten gegeneinander an. In den Strophen klingt meine düstere, resignierte Seite durch, im Refrain kommt der hoffnungsvolle Teil in mir zum Vorschein“, erklärt er. Wer beides zugleich zulassen kann, der darf sich besten Gewissens ein Musterbeispiel an Tapferkeit nennen.

Eintritt: 22.- €, 15.-€ für MemberCard-Inhaber
Eine Veranstaltung von Skalar