Thu April 25, 2013
19:00

Klaus Falschlunger / Clementine Gasser

Klaus Falschlunger: Sitar
Clementine Gasser: 5-Saiten Violoncello

Sorry this part has no English translation

»Es ist nicht leicht, in Worten klar zu machen, was die indische Musik bedeutet, denn mit der unsrigen hat sie wenig gemein: sie ist wesentlich eines Sinnes mit dem indischen Tanz: ein Wallen und Wogen des ewig fließenden Lebensstroms. Daher die gleiche Wirkung auf die Hörerin und den Hörer: sie ermüdet nicht, könnte ewig fortdauern, denn des Lebens wird keiner je satt...«

Aus dem Reisetagebuch von Graf Hermann Keyserling, 1921

Indien ist anders. Der Autor erlaubt sich daher ein weiteres (jedoch nichtgräfliches) Zitat anzubieten, entstanden 48 Jahre später:

»Im 18.Jahrhundert verspotteten indische Freudenmädchen europäische Männer wegen ihrer miserablen sexuellen Leistung und bezeichneten sie als »Misthaufen-Hähne«, für die der Akt nach wenigen Sekunden vorüber war. Obwohl sich das Wissen um die Bedeutung des Sex in letzter Zeit wesentlich vermehrt hat, neigt der Westen immer noch dazu, Sex als Jagd nach dem Orgasmus zu betrachten - eine Folge des oberflächlichen westlichen Verständnisses von Sexualität, das sich auf provisorische und ziemlich armselige Rationalisierung der unendlichen Gesamtheit menschlicher Erfahrungen gründet. Das traditionelle Indien denkt nicht so.«

Philip Rawson (Die erotische Kunst des Ostens, 1969)



Man(n) mag darüber streiten, ob Erotik und Musik, ob Tanz und Sexualität zusammenhängen, einander bedingen, beeinflussen, befördern...
Vielleicht sind die vielgestaltigen Bezüge auch gar nicht in Worten klar zu machen...
Tatache ist, das die klassische indische Musik die Oktave in 66 mikrotonale Abstufungen unterteilt, den sogenannten Shrutis. Auch kennt die klassische indische Metrik Takteinheiten, Talar genannt, welche bis zu 100 Schläge aufweisen.
Spätestens jetzt erkennt der geneigte Leser: Indien ist anders. Oder war Indien anders? (Ist Wien nicht längst ➛ Chicago und Chicago ➛ Dehli und Dehli ➛ St.Pölten und St.Pölten ➛ Casablanca und Casablanca ➛ Langley/Washington D.C. geworden...?)
Wie auch immer: Avant-Rag möchte laut Eigendefinition mit »struktureller Rhythmik, mikrotonalen Experimenten und "Soundbäder" die Korrespondenz "zwischen den Welten" erklingen lassen. Die Absicht des Avant-Rag Duos besteht darin, die indisch klassische Musik mit westlichen Musiktraditionen – unter dem Einfluss von Barock, Jazz und Avantgarde – zu verbinden.«
Eine wahrlich spannende, virtuose wie mutige Aufgabenstellung, weit entfernt von den diversen KaltGlanzWelten brustschwelliger AlphaTiere: sprich: Misthaufen-Hähne...: Herzlich Willkommen!
(re_de)

Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50.- € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung