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• Jenseits (oder besser: trotz) all der der wäg- & unwägbaren politischen/theosophischen Befindlichkeiten im Staate Iran existiert dort eine rege/agile/aktive zeitgenössische Kulturszene. Ein Land, welches auf eine 5000jährige Kulturtradition zurückblicken kann, ist so leicht durch keine Macht der Welt und der eigenen Mauern zu barbarisieren.
Nun, folgende An- & Bemerkungen des scharf- wie weitsichtigen österreichischen Literaten & Essayisten Gerhard Amanshauser (1928-2006) gelten ganz bestimmt nicht nur für unser angebliches Vorzeige-Europa:

»In die Politik habe der Europäer", sagt Valéry, "alle Instinkte, Götzen und Wunschbilder, alle sein Begierden und unterhöhlten Begriffe hineingeschleudert, kurz alles, was Wissenschaft und Künste aus ihrem Bereich verdammt haben.
Und umgekehrt hat der Europäer der Politik alle geistige Strenge entzogen und in Wissenschaft und Künste hineingeschleudert.
Was geschieht nun, wenn nach derart großzügigen Verlagerungen die Politik über Wissenschaft und Kunst bestimmt?«

Selbstbestimmt: diese kostbare Grundvoraussetzung sollte der Kunst aller Kulturschaffenden nie abhanden kommen. Und nicht nur in Europa…

In diesem Zusammenhang möchte Lost&Found die Musik der 4 iranischen Herren deinem geneigten Publikum zu Gehör bringen. Und darauf hinweisen, dass so manches interessante Tondokument über die musikalische Entwicklung im Lande beim iranischen Label hermes records zu entdecken ist. Im Katalog dieses ambitioniert-engagierten Ermöglichungs-Unternehmen unter der couragierten Leitung von Ramin Sadhegi ist unter anderem die (brand)neue CD des Pianisten/Gitaristen Ehsan Sahdig: »Diminished« zu finden, welcher auch am heutigen Abend in der Lost&Found-Kammer aufspielt. (re_de)

* Aus der Rede des ungarischen Dirigenten Ivan Fischer 2011 zum 9. November (Reichspogromnacht 1938):
(...) Lesen Sie die Hetzartikel? Sehen Sie die ultranationalistischen, fremdenfeindlichen und antiziganistischen Bewegungen, die europaweit zunehmen? Dann bitte ich Sie, endlich zu begreifen, dass in Europa nicht in erster Linie der Euro in Gefahr ist, sondern die Toleranz. Tun Sie etwas! Grenzen Sie sich von denen ab, die sich mit den Hetzern Kompromisse schließen und erschaffen Sie obligatorische Normen, die die Freiheit der BürgerInnen Europas garantieren!“ (...)
Aus den Aufzeichnungen (1992-1993) eines Elias Canetti:
(…) Bauern im südindischen Karnataka: Nach monatelangen fruchtlosen Protesten versammelten sie sich jetzt vor dem Parlamentsgebäude und lachten zwei Stunden lang die Regierung aus. 2000 Polizisten schauten tatenlos zu.
Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50.- € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung