Fri March 15, 2002
21:00

Wolfgang Puschnig & Uli Scherer feat. Linda Sharrock „Traces“

Wolfgang Puschnig: saxophone, flute
Uli Scherer: piano
Linda Sharrock: vocals

Sorry this part has no English translation

Schon „Pieces of a Dream“, das Solo-Debüt von 1988, war ein bunter vielfältiger Mikrokosmos: Ein Konzeptalbum, auf dem eine Serie intimer Duogespräche – u. a. über Kärntner Volkslieder - mit prominenten Partnern vom Schlage Steve Swallows, Carla Bleys und Hans Kollers von Chorkompositionen eingerahmt wurde. Die programmatische Offenheit gegenüber allen musikalischen Himmelsrichtungen prägte auch weiterhin das Oeuvre Wolfgang Puschnigs. Noch im gleichen Jahr mutierte das südkoreanische Percussion-Quartett „Samul Nori“ zum langjährigen Kooperationspartner. Auf die brillante, funkensprühende Fusion österreichischer Blasmusik und funkig-jazziger Grooves und Sounds („Alpine Aspects“, 1991) folgte eine eigenwillige Gegenüberstellung der rappigen Rhymes und Beats des Philadelphia-HipHop und der Laut-Poesie Ernst Jandls („Mixed Metaphors“, 1994). Auf die klaren, elementaren Duo-Gespräche mit Geiger Mark Feldman („Spaces“, 1998) die „RP5“-Kooperation mit Willi Resetarits, der Ikone des österreichischen Dialekt-Pop. Wolfgang Puschnig, das ist heute der Modellfall eines europäischen Jazzmusikers, der kosmopolitische Offenheit mit starken lokalen Roots verbindet, der die charakteristische melancholische Bluesigkeit und das expressive, kantable Melos seiner Saxophon-Kantilenen, tief im slawisch-germanisch-romanischen Kulturengemisch Kärntens verwurzelt, in immer neue internationale Kontexte stellt: Ein unberechenbarer und doch stets am ersten, berührenden Ton identifizierbarer Musikant.
„Traces“ ist anders. Die vorliegende Produktion bricht mit der Kontinuität der Projekt-Hakenschläge. Sie ist eine, bei der man sich im Grunde nur darüber wundert, dass es sie nicht schon längst gibt. Wolfgang Puschnig und Uli Scherer konstituieren immerhin eine personelle Achse, die sich seit den 70er Jahren als Konstante durch eine erstaunliche Vielzahl von Ensembles zieht: „Part of Art“, „AM4“, „Red Sun“, allen voran natürlich das „Vienna Art Orchestra“ (VAO), dem beide von den Anfängen im Jahre 1977 an lange Jahre treu blieben, Puschnig bis 1989, Scherer sogar bis 1997! (Andreas Felber)