Alaedin Adlernest: bassoon
Shamal Amin: voice
Nikolaus Dolp: drums
Paul Fields: violin
Johannes Groysbeck: electric bassguitar
Nigar Hasib: vocals
Raoul Herget: tuba
Karl Wilhelm Krbavac: viola da gamba
Yedda Chunyu Lin: piano
Sepp Mitterbauer: trumpet
Fritz Novotny: soprano saxophone, flute
Inge Katharina Pechoc: piano
Rudolf Ruschel: trombone
Hans Echnaton Schano: voice
Monika Stadler: harp
Karl Vössner: english horn
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Als wohl bekanntestes Beispiel einer faszinierenden Zusammenarbeit zwischen Musikern und bildenden Künstlern gilt heute noch Andy Warhols „Bananencover“ für die experimentelle New Yorker Rock Band Velvet Underground aus dem Jahr 1967. Ein Weg, der in der Rockmusik vielversprechend begann, letztendlich aber kaum Nachahmer gefunden hat. Die bekannten späteren Covergestalter wie die Firma Hipgnosis von Storm Thorgeson, der die meisten Plattenhüllen für Pink Floyd entwarf oder Roger Dean, der vor allem für die Prog-Rock Szene von großem Einfluss war, sind weniger als eigenständige Künstler sondern eher als begnadete Grafiker anzusehen. Wiewohl die Grenzen sind verschwimmend…..
In Österreich, wo die Kunstszene überschaubarer ist, liegen die Dinge jedoch etwas anderes. Für die Reform Art Unit das von Fritz Novotny im Jahr 1969 gegründete experimentelle Free Jazz Ensemble war die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern ein natürlicher Prozess, entstammen doch viele Musiker der Unit – einschließlich Fritz Novotny himself – dem kreativen Umfeld einer Wiener Kunstszene, in der Bildhauer, Maler, Schauspieler, Filmemacher und Musiker bunt durcheinander gewürfelt grenzüberschreitend tätig sind. Man kennt sich, tauscht sich aus, lässt sich voneinander inspirieren. Im Zentrum dieser Wiener „Kunst-Melange“ steht seit Jahrzehnten die Reform Art Unit, in deren Zentrum wiederum als stabiler Kern Fritz Novotny, Sepp Mitterbauer, Paul Fields und Walter Malli als Suchende stehen, jederzeit offen für neue Töne, außerordentliche Malkunst, ungewöhnliche Lyrik oder experimentelle Filme. Konsequenterweise vergrößert oder reduziert sich die Reform Art Unit laufend um die außergewöhnlichsten und innovativsten Musiker oftmals nur für wenige Konzerte manchmal auch für eine langjährige Zusammenarbeit. Wiewohl die Grenzen sind verschwimmend…..
Schon die zweite LP der Reform Art Unit aus dem Jahr 1971 gilt als Meilenstein in der österreichischen Musikgeschichte, nicht nur wegen der neuen grenzüberschreitenden Jazz Töne die darauf zu hören sind, sonder auch wegen des Covers des Wiener Künstlers Franz Ringel. Noch heute erregt diese Schallplatten-Rarität Aufsehen, ganz zu schweigen von dem Skandal den es im Jahr 1971 hervorgerufen hat und der die meisten Plattenläden bewog die Schallplatte mit der neutralen Rückseite nach vorne in die Auslage zu stellen. Diese aufregend kreative Zusammenarbeit mit einzigartigen Künstlern hat die Reform Art Unit konsequent fortgesetzt. 1987 erschien die LP Babel, deren Cover von Othmar Zeckyr gestaltet war und 1993 die CD „55 steps“ in Zusammenarbeit mit Adolf Frohner, der die Reform Art Unit auch den „Soundtrack“ zu seiner Kunstinstallation in der U3/U6 Station Westbahnhof komponieren ließ. Das vorliegende Werk „the garden“ entsprang der künstlerischen Kooperation mit Drago Julius Prelog, der 1939 geboren in Wien tätig ist. Seine sinnlich, farbintensiven Linien und Kreise haben die derzeit zwölf Musiker der Unit zu der vorliegenden Suite „the garden“ inspiriert, bei der sie den künstlerischen Pinselstrich Drago Prelogs aufnehmen, virtuos verarbeiten und aus Farbe und Papier Töne und Stimmungen zaubern, so als wären diese direkt aus dem Kunstwerk Prelogs geboren. Wiewohl die Grenzen sind verschwimmend…….
Die Reform Art Unit beschreitet damit auch heute noch den Weg, der 1971 begonnen hat und 40 Jahre später zu Beginn des Jahres 2011 mit der „Vertonung“ aller 25 Kunstwerke in den Wiener U-Bahn-Stationen auf zwei CDs seinen ersten Höhepunkt erreichte. Trotz beinahe fünf Jahrzehnten offenen, ungestümen Musizierens, das von Schönberg und Weberns wienerischer Atonalität und Zwölftontechnik über Free Jazz Eskapaden bis hin zu soundtechnischen Experimenten im Zusammentreffen von Johannes Groysbecks exotischem selbstgebauten E- Instrument „Groysophon“ (Jimi Hendrix plays the zither of Anton Karas) mit Karl Wilhelm Krbavacs Viola da Gamba reicht, ist immer wieder neues und überraschendes von der Reform Art Unit zu erwarten. Drago Prelog fühlt sich in diesem kreativen Umfeld sichtlich wohl, gewinnt und beeinflusst dieses bunte Biotop mit seiner abstrakten Sicht der Welt, führt auf einer nicht greifbaren nur empfindbaren Metaebene einen Dialog mit den Musikern, die ihrerseits Drago Prelog´s Kunst aufsaugen und seine Inspiration gefiltert durch ihre Sicht der Dinge als neue, so in dieser Form noch nie gehörte Musik weitergeben. Wiewohl die Grenzen sind verschwimmend….. (Johann Hödl)