Karl Ratzer: guitar, vocals
Peter Herbert: bass
Howard Curtis: drums
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Der große Meister des entschleunigten Saitenspiels präsentiert sich nun erstmals im Trio-Format. Gemeinsam mit dem genialen Bassisten Peter Herbert und dem fantastischen Schlagzeuger Howard Curtis spielt und singt er sich durch das Great American Songbook, dass es eine wahre Freude ist. Nach seiner bemerkenswerten vorletzten Veröffentlichung mit dem bezeichnenden Titel „You’ve Changed“ (2011), auf der Ratzer seine „favorite standards“ interpretiert, stellt „My Time“ die logische Fortsetzung dar – nur noch reduzierter und noch fokussierter. Derart relaxt und „laid back“, so subtil und „leise“, so feinfühlig und -sinnig hat man Karl Ratzer wohl noch nie gehört. Alle Songs sind dem Balladenfach zuzuordnen, auch wenn der Opener (ein Ratzer-Original) den Titel „Down for R & B“ trägt (das einzige Instrumental des Albums übrigens). Es folgt eine berührende Version des Ellington-Hits „Come Sunday“, die den Sänger Karl Ratzer in den Mittelpunkt rückt, und – Chapeau! – Ton sowie Phrasierung sind einzigartig und seinem Gitarrenspiel prinzipiell nicht unähnlich, weil beide (Stimme und Instrument) die außergewöhnliche Musikalität des Künstlers unter Beweis stellen. Karl Ratzer ist ein Weltklasse-Musiker, der völlig zu Recht von Instrumental-Kollegen hoch geschätzt wird und allgemein als „musician’s musician“ gilt. Auf „Time“ sei verwiesen, die zweite Eigenkomposition auf diesem Album, eine Hymne an die Vergänglichkeit und ein Hohelied auf „seine Zeit“, die hoffentlich noch lange nicht vorbei sein wird. Und natürlich der wunderbare Song „Nature Boy“, komponiert von einem gewissen Eden Ahbez (einem frühen Beatnik, der eine Zeitlang unter dem „L“ des berühmten Hollywood-Schriftzugs in Los Angeles lebte) und bekannt geworden durch die Version von Nat King Cole. In diesem Lied geht es um einen Suchenden, der weit umherreist, um letzten Endes festzustellen, dass „zu lieben und geliebt zu werden“ das „größte Geschenk“ sei ... Lauscht man Herrn Ratzer, glaubt man, das Stück wäre für ihn geschrieben worden!
Die Schlussnummer „Love Is a Many-Splendored Thing“ ist ebenfalls ein Juwel, nicht nur weil das Trio um die charmante Cellistin Margarethe Deppe erweitert wird. Im zweiten Teil verbindet Ratzer dieses Stück mit „Splendid Bandid“, einer Komposition seines Freundes Fritz Pauer, als Verbeugung vor seinem geschätzten musikalischen Partner und lebenslangen Guru!
Lehnen Sie sich also zurück, öffnen Sie eine gute Flasche Rotwein und genießen Sie diese rundum gelungene Einspielung, die wie Balsam für die Ohren wirkt und einer ganz anderen Zeit zu entstammen scheint. (Christoph Huber, Mai 2016)