Thu Sept. 26, 2002
21:00

Wolfgang Reisinger Quartet plays the music of Ornette Coleman & Joachim Kühn

Klaus Dickbauer: reeds
Andy Manndorff: guitar
Peter Herbert: bass
Wolfgang Reisinger: drums, electronics

Sorry this part has no English translation

Joachim Kühn kam über die Ornette Coleman-Platte „This Is Our Music“ zum Jazz. Das muss so gegen 1960 gewesen sein, Kühn lebte damals noch in Leipzig, sechs Jahre später floh er über Hamburg nach Paris und spielte in der Band des Trompeters Don Cherry, einem Mitbegründer des legendären Ornette Coleman Quartetts. Kühn gibt zu Protokoll, dass Coleman und Cherry exakt die Musik machten, die er auch spielen wollte. Sie improvisierten gänzlich ohne Akkordwechsel, ihre Musik swingte auch ohne die bewährten Rhythm Changes. Ornette Coleman entwickelte daraus ein System, das er Harmolodics nennt. Es zielt darauf ab, in der Art und Weise des musikalischen Ausdrucks keinerlei Beschränkungen mehr unterworfen zu sein. Diese Musik klingt manchmal so, als würden zwei verschiedene Platten gleichzeitig laufen.
Drei Jahrzehnte kommt Colemans Musik ohne Klavier aus, bis er auf einmal Aufnahmen mit der jungen Pianistin Geri Allen veröffentlicht. 1996 lernen sich dann Ornette Coleman und Joachim Kühn kennen, die Duo-CD „Colors“ dokumentiert den Beginn einer Freundschaft. Seitdem lädt Coleman den Pianisten regelmäßig nach New York ein, um mit ihm in seinem Harlemer Studio zu proben. Coleman ermutigte und inspirierte Kühn dazu, auch ein eigenes Konzept zu erfinden. Vierzig Jahre nach „The Shape Of Jazz To Come“
präsentierte Kühn dann seine Ordnung der Dinge: Die Improvisationen auf seiner Ornette Coleman gewidmeten CD „The Diminshed Augmented System“ sind vor allem soundorientiert, sie eröffnen dem Hörer eine wundersame Welt voll von düster wilden Klängen und schlaflos schöner Melodik. (Christian Broecking)
Ornette Coleman und Joachim Kühn zählen beide zu den extremen Charakteren des heutigen Jazz. Ein Amerikaner und ein Europäer, jeder mit seiner eigenen, ungewöhnlichen Stimme. Colemans Themen erreichen ihre oft betörende Wirkung durch geniale Einfachheit, Kühns Komplexität fordert Spieler und Publikum. Beide haben für sich ein Tonsystem entwickelt, das Ihnen erlaubt, sich abseits der gängigen Sprachen des Jazz audzudrücken. (Wolfgang Reisinger)