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Eine magische Verbindung
Bei "Jazz am See" begeistern der Pianist Iiro Rantala und der Gitarrist Ulf Wakenius
Am Anfang war Bach. So zumindest für Iiro Rantala. Als der finnische Pianist beispielsweise "my history of jazz" 2012 auf die Silberscheibe bannte, liehen darauf Improvisationen über die Goldbergvariationen dem Repertoire den roten Faden. "Johann Sebastian Bach und seine Musik kamen schon in mein Leben, als ich Sechs war", sagte in einem Interview der aus Helsinki stammende Tausendsassa, der zwischen E-Musik und variantenreichem Jazz sowie nicht zuletzt zwischen der Rolle des fachkundigen Moderators und unterhaltsamen Spaßvogels gewandt wechselte und in Feldafing musikalisch für eine Überraschung sicher war. Dass sich der Bürgersaal im Rathaus beim Konzert von "Jazz am See" bis auf den allerletzten Platz gefüllt hatte, war wohl einerseits dem internationalen Ruf seines schwedischen Duopartners an der Elektrogitarre, Ulf Wakenius, andererseits der Neugierde zu verdanken, den Musiker kennenzulernen, der mit Auszeichnungen und beeindruckenden CD-Verkaufszahlen aufwarten kann.
Was in Feldafing das Publikum, das sogar bis aus Leipzig angereist war, so sehr in seinen Bann zog, war allerdings wohl in erster Linie das faszinierende Zusammenspiel der beiden spieltechnisch perfektionistischen Musiker, die aus gänzlich unterschiedlichen Lebensläufen heraus überraschend eng in einem ausgesprochen kammermusikalischen Rahmen zueinander gefunden haben. Überraschend vor allem deshalb, weil es offenbar das allererste gemeinsame Projekt der beiden Musiker ist. Für den zwölf Jahre älteren Wakenius stand der Gitarrist John McLaughlin im Ursprung seiner Laufbahn als Jazzmusiker, ohne jedoch seine frühen Vorlieben für Blues- und Rockgitarre aus dem Repertoire zu verdrängen. Danach spielte Wakenius mit den größten Jazzern der Gegenwart, um schließlich von 1997 Mitglied an im weltberühmten Oscar Peterson Quartett zu werden. Ein Kontext, der hier eine wichtige Rolle spielen sollte, ist doch die Kombination aus E-Gitarre und Klavier, wenn keine weiteren Instrumente zur Verfügung stehen, nicht gerade unproblematisch.
Eben nicht so für Rantala und Wakenius, die eine geradezu magische Verbindung eingingen. Die zwei Musiker begeisterten mit schönfarbig austarierter Farbbalance sowie vor allem mit einer enormen Einfühlsamkeit gerade in den Balladen wie etwa "Tears for Esbjörn" oder bluesig im Klassiker "What a wonderful World". Eine Dramaturgie, die aus einem überaus musikalischen Bauchgefühl hervorging und daher auch eine sehr individuelle, persönliche Ausdrucksprägung erfuhr. Und die ist in der nordischen Musikkultur immer auch sehr berührend, warmtemperiert und auf eine klar exponierte Melodik fokussiert.
Letzteres auch dann, wenn es um packende Kraftmusiken mit rasanten Improvisationen ging. Energie schöpften diese Titel wie etwa Rantalas "Giant Steps" oder Charlie Parkers "Donna Lee" vor allem aus Unisono-Passagen, die trotz komplexer Rhythmen und ihren Brechungen mit einer verblüffenden Präzision und Einhelligkeit punkteten. Ordentlichen Drive gab es nicht selten durch ausgeprägte Grooves oder auch minimalistische Figuren, die den inspirierten und reich blühenden Improvisationen eine gewisse Tektonik unterlegten und die Höhenflüge mit solider Erdung kontrastierten. Dabei immer in vollkommener Klarheit und Transparenz, mit nur wenigen elektronischen Klanghelfern an der Gitarre. Meist differenzierte Wakenius rein spieltechnisch aus dem Saitenanschlag heraus, schon mal am Flügel experimentell mit
Frenetischer Beifall blieb nicht aus. Und in der Zugabe "All you need is love" sangen alle mit. (Von Reinhard Palmer, Feldafing, Süddeutsche, 5. 3. 2017)
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