Gina Schwarz' Pannonica Project feat. Sylvie Courvoisier (A/CH)
Sylvie Courvoisier: piano, composition
Gina Schwarz: bass
Florian Sighartner: violin
Clemens Sainitzer: cello
Lorenz Raab: trumpet, flugelhorn
Lisa Hofmaninger: soprano saxophone, bass clarinet
Alois Eberl: trombone
Primus Sitter: guitar
Judith Schwarz: drums
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Baroness Pannonica de Königswarter, eine Kämpferin, Mäzenin, Muse, Vertraute und innige Freundin vieler MusikerInnen wird oft liebevoll „die Jazzbaroness“ genannt. Jazz verkörperte für sie Modernismus, Toleranz und das Gegenteil von Rassenwahn. Sie brach mit allen geltenden gesellschaftlichen Konventionen und setzte sich für Probleme benachteiligter schwarzer JazzmusikerInnen ein. Unter dem Motto „Starke Stimmen“ featured die aktuelle Porgy & Bess Stage Band mit dem „Gina Schwarz Pannonica Project“ neben österreichischen JazzmusikerInnen auch Gäste aus verschiedenen Ländern.
Seit circa zehn Jahren mischt Gina Schwarz, die von ihrem unbändigen Spiel- und Kompositionsdrang getriebene Ausnahme-Musikerin, die Jazzszene auf. Mit einem warmen, herzhaften, voluminösen Ton, einem wendigen, filigranen, kernigen und druckvollen Spiel besticht sie durch ihre elastischen Walking Lines und druckvollen Ostinatos – einerseits im Kollektiv fein nuanciert, andererseits solistisch phantasiegetränkt und melodiös. Nach ihren erfolgreichen Projekten Woodclock, Jazzista, Airbass und Schwarzmarkt folgt eine weitere, spannende Herausforderung. [...]
Special guest: Sylvie Courvoisier
Die Schweiz hat im internationalen Jazz mehr Gewicht, als ihre Größe vermuten lässt. Kein Mangel an vorzüglichen Schlagzeugern und Pianistinnen. Derzeit mischt Sylvie Courvoisier die New Yorker Szene auf. Während die alte Schlagzeug-Garde von Pierre Favre, Charly Antolini über Peter Giger bis Daniel Humair für junge Drummer als Inspiration diente, bahnte für die Klavierspielerinnen Irène Schweizer den Weg. Die »Grande Dame« des europäischen Freejazz-Pianos, wohnhaft in Zürich, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Schweiz in den letzten zwei Jahrzehnten eine Reihe exzellenter Jazz- und Freejazz-Pianistinnen wie Katharina Weber, Gabriela Friedli und Vera Kappeler hervorgebracht hat.
Die international profilierteste Tastenmusikerin aus dieser Riege jüngerer Talente ist Sylvie Courvoisier, die aus Lausanne stammt und seit Ende der 90er Jahre auf den besten Labels des modernen Jazz ihre Musik veröffentlicht, bei Enja, ECM, Intakt oder Tzadik. »Irène Schweizer war immer ein Vorbild für mich, nicht so sehr stilistisch, eher was Integrität und Authentizität anbelangt«, stellt Courvoisier fest. »Sie kam zu Auftritten, ermunterte mich und half mit Ratschlägen. Dass man es als Frau jenseits des Mainstreams schaffen kann, dafür war sie das leuchtende Beispiel. Das spornte an.«
Ansporn kam auch von anderen »Heavy-Weights«. Saxofon-Altmeister Yusef Lateef holte Courvoisier für eine USA-Tournee in sein 4tet (mit Drummer Adam Rudolph und Joseph Bowie, Posaune) - eine Ermutigung, die 30 Jahre zuvor bereits Irène Schweizer erfahren hatte, als sie 1967 mit ihrem Trio - bestehend aus Mani Neumeier (dr) und Uli Trepte (b) - Lateef auf einer Gastspielreise durch Deutschland und die Schweiz begleitete und dabei auch beim Montreux Jazzfestival auftrat.
Amerika hatte auf Courvoisier immer wie ein Magnet gewirkt, doch war es letztendlich eine Liebesgeschichte, die sie im Dezember 1997 veranlasste, den Sprung über den Atlantik zu wagen. Die zierliche Musikerin mit der dunklen Lockenmähne hatte den New Yorker Violinisten Mark Feldman kennen gelernt und geheiratet. Anfangs vergrub sie sich in ihrer Wohnung in Brooklyn und widmete sich hauptsächlich dem Komponieren. »Manchmal sah ich nur ein paar Leute die ganze Woche«, erinnert sie sich. Mit der Zeit wurde sie mehr und mehr zu einem Bestandteil der experimentellen Downtown-Szene, war bei Konzerten als Sidewoman oder Bandleaderin präsent. Courvoisier war in New York angekommen.
John Zorn, den sie durch Feldman kennen lernte, wurde zum einflussreichsten Förderer. Der Saxofonist, Komponist und Motor hinter unzähligen Initiativen und Bandprojekten versichert sich mittlerweile regelmäßig der Dienste der Schweizer Pianistin. So tritt Courvoisier, wenn sie Zeit hat, im Rahmen der Improvisationsnächte in Zorns Experimental-Club The Stone auf und ist zudem Mitglied verschiedener Metamorphosen seiner Gruppen Cobra, Masada und Femina. Im Februar dieses Jahres trat sie etwa im Rahmen des Masada-»Book of Angels«-Marathon-Festivals auf, einem zweitägigen Ereignis, vollgestopft mit Konzerten, das Zorn auf der Lower East Side von Manhattan organisiert hatte. »Zorn ist eine Naturkraft«, sagt sie. »Er besitzt eine Energie, die unerschöpflich scheint. Kaum hat man ein Projekt abgeschlossen, fragt er schon: ›Und was machst du als Nächstes?‹ Ohne ihn hätte ich sicher ein paar Projekte verwirklicht, aber gewiss nicht so viele.« (Christoph Wagner, Jazzthetik)
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