Thu Nov. 7, 2002
21:00
Okay Temiz

„Magnetic Band“

Okay Temiz: drums, talking drums, qicca, timbales, congas, darbuka, tablas, synthesizer
Ahmet Özden: zurna
Hasan Girnataci: clarinet
Mahmut Yigitturk: kanun
Rüstem Cembeli: darbuka

Sorry this part has no English translation

Was konnte ein türkischer Musiker mit weltumspannenden Ideen und Idealen, die überdies noch vom Jazz infiltriert waren, Ende der sechziger Jahre in Ankara oder Istanbul machen? Wenig bis nichts. In der Türkei beherrschte eine mehr oder minder originale Folklore mit Popneigung das Musikprogramm, Jazz führte daneben ein Schattendasein, und was heute unter den Schlagworten Ethno- oder Weltmusik ein chartstauglicher Begriff ist, war überhaupt noch nicht „erfunden“ worden. Zwar gab es Ravi Shankars „East meets
West“-Kontakte mit Yehudi Menuhin, aber der Osten, der dort gemeint war, begann in Indien, auf den näheren Orient waren die Musiker des Okzidents noch nicht aufmerksam geworden.
Der 1939 in Istanbul geborene, in Ankara aufgewachsene und am dortigen Konservatorium ausgebildete Schlagzeuger und Perkussionist Okay Temiz ist ein Musiker, den es früh zu einer Art globaler Musiksprache drängte - fast zu früh, ließe sich vielleicht sagen. So mußte er sich nach seinem Studium denn auch zunächst mit der Arbeit in türkischen Show- und Tanzkapellen durchs Leben schlagen. Nebenbei aber suchte er nach Gleichgesinnten. Fündig wurde er schließlich im schwedischen Stockholm, und zwar zunächst nicht unter schwedischen Jazzmusikern, sondern unter schwarzen Amerikanern und Afrikanern, die sich dort niedergelassen hatten. Genauer gesagt, wurde Okay Temiz gefunden: Don Cherry, wahrhaft ein Wegbereiter globalen Musikdenkens, wurde auf den türkischen Schlagzeuger mit den ungewöhnlichen Ideen aufmerksam. Der Trompeter Cherry arbeitete damals mit dem südafrikanischen Kontrabassisten Johnny Dyani an einer Verkreuzung südafrikanischer Volksmusik und ihren Rhythmen mit Jazzstatements. Temiz
fügte dem noch eine orientalischen Komponente hinzu. Damit war der Schlagzeuger aufgenommen in einen ziemlich illustren Kreis, zu dem Musiker wie Mongezi Feza, Chris McGregor, Dudu Pukwana, Harry Miller (also ein Gutteil von McGregors „Brotherhood of Breath“) sowie Palle Danielsson und Charlie Mariano gehörten, die auf die eine oder andere Weise Melodien und Rhythmen aus der ganzen Welt in den Jazz einbrachten, Jazz dabei ebenfalls weit interpretierten - bis hin zu Free Jazz. (Christian Emigholz)
Mit seiner „Magnetic Band“ kehrt Okay Temiz wieder zu seinen türkischen Wurzeln zurück. Ansteckend! CH