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Seit bald achtzig Jahren hat die Familie Ambrosetti beinahe das Monopol auf Jazz im Tessin – vielleicht ein Fall für die Kartellbehörde. Stammvater Flavio spielte schon 1949 am „Salon du Jazz“ in Paris, und sein Frau Memetta war wohl die erste Schlagzeugerin hierzulande. Und im Moment ist Enkel Gianluca daran, die Szene zu erobern. Leuchtender Mittelpunkt der Dynastie ist aber der Trompeter Franco Ambrosetti. Franco Ambrosetti auf der Bühne zu erleben ist ein Urerlebnis. So viel Leichtigkeit des Seins haben nicht einmal die welschen Compatriotes, es ist nicht zu bezweifeln, dass Franco den Jazz mit der Muttermilch aufgesogen hat. Er ist ein Talent, wie es nur alle paar Jahrzehnte vorkommt, einer, dem das Trompetenspielen keine Anstrengung zu machen scheint. Die Melodien, eine schöner als die andere, fließen einfach aus seinem Horn. So kann sich der Beinahe-Autodidakt Ambrosetti neben geschulte und hoch trainierte Musikern wie John Scofield auf die Bühne stellen, er macht immer eine gute Figur. Überflüssig zu erwähnen, dass Franco Ambrosetti, der während Jahrzehnten die Geschicke des Familienunternehmens leitete, auch als Manager erfolgreich war; das Trompete spielen betrieb er „nur“ nebenbei. (Pressetext)

Zu Wien hat Ambrosetti auch einen nicht unwesentlichen Bezugspunkt: So gewann er 1966 den von Friedrich Gulda initierten Jazz-Wettbewerb im Wiener Konzerthaus (das könnte übrigens derselbe gewesen sein, den Joachim Kühn nutzte, um sich nach Westdeutschland abzusetzen). Bei diesem Wettbewerb debütierte noch ein weiterer Trompeter in Europa, nämlich der Brasilianer Claudio Roditi. Sie sehen, Gulda bewirkte einiges für die internationale Jazzszene. Zu hören ist Ambrossetti in hochinteressanter europäischer Besetzung mit dem deutschen Saxophonisten Johannes Enders, dem in Graz unterrichtenden Organisten Renato Chicco und dem steirischen Schlagzeuger Christian Salfellner. Spannend! CH