Wed June 26, 2019
20:30

Vogel/Waelti/Prowaznik 'TREE' (A/CH)

Georg Vogel: piano
Andreas Waelti: bass
Michael Prowaznik: drums

Sorry this part has no English translation

Wie in einem Film, wo Zeit und Ort eine Geschichte in einen Stimmungskontext setzten, jedoch über den Inhalt, Moral und Ausgang wenig verraten wird, so werden auch die Kompositionen des in Wien beheimateten Trios erst durch die Handlung der Improvisation und Interaktion zu lebendigen und mitreißenden Erzählungen.

Georg Vogel, Andreas Waelti und Michael Prowaznik beschäftigen sich mit Jazz in seinen unterschiedlichsten Spielformen und widmen sich der Wechselwirkung von konzeptionellen und intuitiven Ideen, die in der improvisatorischen Umsetzung unterstützt oder kontrastiert werden. Anachronistische Bezüge werden geschickt in die Gegenwart transportiert, entfesselt und erfrischend undogmatisch zu neuen Klanglegierungen verschmolzen. «Tree» agieren dabei als Ensemble im besten Wortsinn und demonstrieren eindrücklich das in postmodernen Zeiten viel musikalische Brisanz steckt.

Der Salzburger Pianist Georg Vogel ist Kennern der Österreichischen Jazzszene längst ein Begriff, spätestens aber seit dem Trio „Flower“ nicht mehr aus dieser wegzudenken. Bereits in jungen Jahren entdeckt, stellte er sein außergewöhnliches Talent und ausgeprägtes Musikverständnis unter Beweis. Er entzieht sich oftmals herkömmlichen Stildefinitionen und bewegt sich in traditionellen Musikformen genauso virtuos wie im experimentellen und zeitgenössischen Kontext. Gerade in der Erweiterung des rhythmischen Spektrums und dem improvisatorischen Umgang mit diesem ist Georg Vogel eine Ausnahmestellung unter den Pianisten einzuräumen.

Der seit 2011 in Wien lebende Schweizer Kontrabassist Andreas Waelti hat sowohl als Sideman, als auch als Bandleader von sich reden gemacht. Die erste Veröffentlichung seiner in Berlin gegründeten Formation "Transit Room", sorgte für ein knallbuntes Ausrufezeichen in der Next-Generation-Reihe des Fachmagazins "Jazz thing" und das in Wien beheimatete Quartett “Zhlub“ widmet sich den Grenzgängen zwischen freier Improvisation und rhythmisch komplexen Kompositionen. Als Sideman arbeitete er bereits mit Musikern wie Will Vinson, Pablo Held, Colin Vallon, dem "Andromeda Mega Express Orchestra" und der Indiepopband "The Notwist" zusammen.

Komplettiert wird das Trio durch einen der umtriebigsten und auch vielseitigsten Schlagzeuger der Wiener Musikszene. Michael Prowaznik ist als Sideman in den unterschiedlichsten Projekten anzutreffen und bedient komplexe ungerade Taktarten, traditionellen Swing, zeitgenössischen Jazz, freie Improvisation und Hip Hop gleichermaßen virtuos und musikalisch. Er ist wie Georg Vogel Mitglied des Trios „Flower“ und unterrichtet als Dozent für Schlagzeug am „Vienna Music Institute“ (VMI).

MUSIKALISCHE VIELFALT IN REINKULTUR
In klassischer Jazzbesetzung den Jazz ganz unklassisch interpretieren: So in etwa lässt sich das von dem Trio Georg Vogel (Piano), Andreas Waelti (Kontrabass) und Michael Prowaznik (Schlagzeug) Dargebotene wohl am treffendsten auf den Punkt bringen. Die drei bekanntermaßen sehr umtriebigen Instrumentalisten haben sich zusammengefunden, um sich gemeinsam auf eine ereignisreiche Achterbahnfahrt durch die weite Welt des Jazz zu begeben, wobei sie auf dieser klarerweise auch die Welten vieler anderer Stile und Genres durchqueren.

Das österreichisch-schweizerische Dreiergespann geht ohne jede Einschränkung geradezu entfesselt und erfrischend undogmatisch zu Werke. In den Stücken wird im musikalischen Sinne mit den Ideen und den unterschiedlichen Versatzstücken auf eine Art jongliert, dass es eine wahre Freude ist. Es werden musikalische Strömungen miteinander verwoben, die dem ersten Blick nach nicht und wieder nicht zusammenpassen wollen, dies aber in wunderbarer Form dann doch tun, es werden die Melodien in vertrackte genauso wie in wunderbar eingängige Rhythmusformen und -strukturen eingepflegt, es wird von den drei Beteiligten im Sinne eines facettenreichen Gesamtklangs rasant soliert, spontan gebrochen und beherzt experimentiert. Die Intensitäten und Stimmungen wechseln im Sekundentakt, von elegant zurückhaltend bis ungemein dynamisch, von richtig schön lässig beschwingt bis vollkommen offen, von sphärisch dicht bis eigenwillig schräg.

Georg Vogel, Andreas Waelti und Michael Prowaznik lassen fantasievolle, abwechslungsreiche und modern klingende Jazzgeschichten entstehen. Sie spielen mit den Kontrasten nach Belieben und übersetzen die vielen verschiedenen Elemente in spannungsgeladene vielschichtige musikalische Bögen, die in keinem Moment abflachen, sondern durchgehend aufregend bleiben. Auch weil man eigentlich nie weiß, in welche Richtung es die drei Musiker treibt. (Michael Ternai – Music Austria, März 2017)