Sat March 14, 2020
19:00

Clara Kirpicsenko & Laura Deppe 'De-Ki'

canceled !

Clara Kirpicsenko: violin
Laura Deppe: cello

Sorry this part has no English translation

• Das De-Ki-Duo der MdW-Studenten Clara Kirpicsenko (Violine) und Laura Deppe (Violoncello) stellt bei dem kommenden Konzert das DUO (1925) von Erwin Schulhoff ins Zentrum; von da aus bewegt sich das Programm sowohl weiter in die Vergangenheit (Carlo Farina) als auch bis hin zur Improvisation.
Der Komponist Erwin Schulhoff an Alban Berg: »Ich habe eine unerhörte Leidenschaft zum mondänen Tanz und habe selber Zeiten, in welchen ich Nacht für Nacht mit Bar-Damen tanze... rein aus rhythmischer Begeisterung und sinnlichem Unterbewusstsein, dadurch habe ich in meinem Schaffen eine phänomenale Anregung, da ich in meinem Bewusstsein unglaublich irdisch bin, fast sogar tierisch!« (Pressetext)

• Für Erwin Schulhoff.
Der 1894 in Prag geborene, u.a. in Köln, Saarbrücken, Berlin, Dresden, Prag & Ostrau schaffende Komponist und Pianist jüdischer Eltern verstarb 1942 in einem deutschen Lager für „Bürger anderer Staaten“ an Tuberkulose. Schulhoff, welcher u.a. auch das Manifest der kommunistischen Partei vertonte, hatte bereits 1941 die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten.
Kaum ein anderer Komponist seiner Generation hatte ein derart vielfältiges Interesse am Ungewohnten, an rauschhaften Geräuschen & kakophonen Vierteltönen, an experimentalen Klängen und klanglichen Experimenten: als passionierter Wegbereiter der Werke Arnold Schönbergs & Alban Bergs, glühender Verehrer des Jazz, revoltierender Dadaist und zuletzt als engagierter Ton- & Wortsetzer eines „Sozialistischen Realismus“, welcher sich engagiert für die kommunistische Weltrevolution einsetzte.
Schulhoff war ein unermüdlich Suchender. In einer Zeit, welche mit ausgrenzender Sicherheit wusste, nicht(s) mehr zu suchen müssen. Weil man glaubte, „ewig Wahrhaftes“ end- und letztgültig gefunden zu haben.
Zum Beispiel: »Eins haben die Atonalisten, Neutöner, Vierteltonmenschen usw., soweit sie Juden sind, für sich: Sie gehorchen einem Gesetz ihrer Rasse, indem sie die harmonische Mehrstimmigkeit, die ihnen urfremd ist, folgerichtig zu zerstören suchen. Ebenso bedeutet die Einführung von Vierteltönen oder anderen Unterteilungen für vorderasiatische Menschen Rückkehr zu ihrer arteigenen Tonkunst; für nordische Menschen würde es lediglich ein Rückfall in längst überwundene Barbarei sein.« (Richard Eichenauer: Musik und Rasse, München, 1937)
Zum Beispiel: »Und wenn heute immer noch versucht wird, den Begriff Jazzmusik musikalisch oder kulturell zu definieren, so muss man an Stelle dieser Definition noch einmal zusammenfassend der Satz gesagt werden: Jazz ist keine Musik, sondern eine als Musik getarnte internationale Kulturpest und eine den niedersten Instinkten der Masse entgegenkommende Respektlosigkeit mit dem Zweck, die Kulturmusik des Abendlandes und hier im speziellen des musikreichen Deutschlands zu besudeln und in jeder Form zu zerstören.« (Hans Petsch: Der Jazzbazillus, Zeitschrift für Musik, 1940)
Am Anfang war das Wort.
Einige Jahre später gab es (nicht nur) in den musikreichen deutschen Landen ausser Not & Neid, Tod und Trümmer, Elend & Erlogenes, Kummer & Konzentrationslager, Verdrängtes & Vernichtetes, Gewalt & Gewissenlosigkeit, Depression & Demenz, Scherben & Schergen, Betrüger & Betrogene, Albträume & Anklagen, Wahnsinn & Wehleidigkeit, Hunger & Hass, Täter & Tabus, Unholde & Unverbesserliche, Justizbeamte & Jasager, Opfer & Orgien, Prostitution & Paranoia, Mangel & Mörder, Leichen & Lemuren (fast) kaum noch etwas.
Wehret den Anfängen!
Fatale Ein-, Ab-, Um-, Be- & Ausgrenzung gab es nicht nur in tausendjährigen Paradiesen und unter den Kreuzen mit Haken.
Es gibt sie immer noch und sie können jederzeit wieder errichtet werden: jene Zäune mit oder ohne Stacheldraht auf ent- und angeeigneten „Heimaterden“ & „Hirnrinden“, in art- und selbstgerechten „Herzkammern“ & „Hohlköpfen“.
Was es (trotz allem) auch noch immer gibt? Die wunderbar freigeistige Musik von Erwin Schulhoff.
Zum Beispiel. Herzlich Willkommen! (Renald Deppe)

Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50 € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung