Gabor Bolla Quartet feat. Billy Drummond (HU/USA)
Gabor Bolla: tenor saxophone
Robert Lakatos: piano
Gyorgy Orban: bass
Billy Drummond: drums
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Vom Wunderkind zum großen Interpreten
Der Budapester Saxofonist Gábor Bolla ist mittlerweile in Kopenhagen zu Hause. Er ist noch jung und hat viel vor. Auf „On The Move“ ist die Suche nach dem „Neuen“ vor allem in Bollas eigenen Kompositionen zu hören.
Sehr lange wusste der Westen Europas praktisch nichts vom Jazz in Ungarn. Einzig der 2006 verstorbene Kontrabass-Virtuose Aladar Pege wurde weltweit als Repräsentant dieser Musik geschätzt in jenen Zeiten, da sein Heimatland als auch kulturell offenste Gesellschaft jenseits des "eisernen Vorhangs" galt. Dass Ungarn diese kulturelle Weltoffenheit nach dem Fall aller Mauern wieder verloren hat, gehört heute zu den dramatischen Fehlentwicklungen europäischer Politik - und genau wie etwa die Theater-Künstler Viktor Bódo und Kornel Mundruczo sind auch Jazzmusikerinnen und -musiker wieder eher außerhalb des eigenen Landes unterwegs.
Gábor Bolla, Jahrgang 1988, ist mittlerweile in Kopenhagen zu Hause. Dort, beim Plattenlabel „Stunt“, ist die jüngste CD des jungen Traditionalisten erschienen. Der macht kein Hehl daraus, wie entscheidend für den eigenen Weg die Begegnung etwa mit Sonny Rollins gewesen ist, dem letzten großen Überlebenden der frühen Jazz-Moderne. Saxofon-Kollege Don Menza hatte den Kontakt vermittelt. „Das hat mein Leben verändert“, sagt Bolla in der Rückschau. Als fundamentales Vorbild habe er Rollins damals empfunden: „So wie er wollte ich auch sein!“ Zugleich aber habe er sich immer auch als Teil der Entwicklung gesehen, die von diesen Fundamenten aus zu neuen Ufern strebt. Im aktuellen Quartett ist diese Suche nach dem „Neuen“ vor allem in Bollas eigenen Kompositionen zu hören – wenn er die Musik von Billy Strayhorn und Thelonious Monk, J.J. Johnson und Ellis Marsalis (deren Titel er ebenfalls neu erkundet) weiter zu denken versucht mit jener Saxofon-Energie, die stets die großen Interpreten zu wichtigen Erneuern werden ließ.
Schon sehr früh hatte Bolla, das Wunderkind, das schon mit 15 auf einem Wettbewerb in Montreux auffiel, den ebenfalls aus Ungarn stammenden Pianisten Robert Lakatos als Partner gewonnen. Jetzt in Kopenhagen kam der schwedische Bassist Daniel Franck hinzu. Und am Schlagzeug sitzt Billy Drummond, einer der gefragtesten amerikanischen Gäste in europäischen Jazz-Produktionen. Drummond bildet eine musikalische Verbindung zum anderen großen Saxofonisten aus Ungarn, der die Szene im alten Westen geprägt hat – zu Tony Lakatos, der mit 65 gerade die Bigband des Hessischen Rundfunks in Frankfurt verlassen hat. Auch er gehörte zu denen, die den Weg bereitet haben für Musiker wie Gábor Bolla. (Michael Laages, www.ndr.de)