Tue May 3, 2022
20:30

Saft/Philadelphy/Zrost/König 'Parademic Quartet' (USA/A)

Jamie Saft: piano, keyboards, fender rhodes
Martin Philadelphy: guitar, vocals
Martin Zrost: bass, alto saxophone
Lukas König: drums, electronics

We start the live stream approx. 1/2 hour before the concert begins (real time, no longer available after the end of the concert). By clicking on "Go to livestream" a window will open where you can watch the concert free of charge and without any registration. However, we kindly ask you to support this project via "Pay as you wish". Thank you & welcome to the real & virtual club!

Sorry this part has no English translation

Para - Neben
Alle 4 Protagonisten begeben sich gern und bewusst neben die Spur, um gerade dort auf Ihren eigenen Soundweg zu treffen.
Eine Formation die sich eigentlich schon vor 2 Jahren zu Konzerten treffen wollte,..... Demic! Dann kam der erste Lockdown. Vielleicht waren die 2Jahre ja die Ruhe vor dem Sturm, oder eine Besinnliche Zeit vor der musikalischen Revolution. Egal!
Höchstspannung, Muskulös und Feinmotorisch, zwischen Paradiesisch, Lyrischen Klangwolken und Pandemic Noise Wall Explosionen der unerhörten Art. (Martin Philadelphy)

Jamie Saft zählt zu den bedeutendsten und kreativsten Komponisten, Multiinstrumentalisten und Jazzpianisten der USA. Er spielt(e) mit John Zorn, Mark Ribot, Roswell Rudd, Joe Morris, Iggy Pop, The Bad Brains u.v.a. und ist Bandleader des New Zion Trios, The New Standard Trio, Black Shabbis, u.v.m. In seinen Solokonzerten spielt er Eigenkompositionen und improvisiert über Songs und Stücke von Bob Dylan, Joni Mitchel, Curtis Mayfield, John Coltrane, Stevie Wonder, ZZ-Top, Charles Ives.

Martin Philadelphy ist einer der innovativsten Rock- und Jazzgitarristen Österreichs. Stilistisch bewegt sich das Martin Philadelphy zwischen Jazz, Rock, Blues und Dub. Martin Philadelphy hat schon mehrmals mit Jamie Saft zusammen gearbeitet, und auch einige CDs mit ihm gemeinsam produziert. (Pressetext)

Der Gitarrist Martin Philadelphy zeigt auf seinem neuen Album „Lichtfleck“ (Delphy Records), dass er nicht nur die hohe Kunst der Improvisation beherrscht, sondern er auch in Sachen Songwriting mit allen Wassern gewaschen ist.

Spricht man von Marin Philadelphy, so spricht man von einem der musikalisch wohl vielseitigsten, eigenwilligsten und uneinordenbarsten Vertreter der heimischen Musikszene. Ein Genre auszumachen, in dem er nicht schon einmal seine Spuren hinterlassen hat, ist mittlerweile wohl nur noch schwer. Seine Tradition, sich von einem Album zum nächsten musikalisch ständig neu zu erfinden, setzt er auch auf „Lichtblick“ fort. Und so sehr man mit diesem Umstand mittlerweile auch immer rechnen kann, überrascht der gebürtige Tiroler – der auf dem Album von Jamie Saft (Keyboard, Orgel), Jesse Murphy (Bass), Dan Rieser (Schlagzeug) und Cyro Baptista (Percussion) unterstützt wird – dieses Mal dann doch etwas mehr als sonst.

Waren seine bisherigen Veröffentlichungen eigentlich immer von einer improvisatorischen Wildheit und einem steten Überschreiten aller musikalischen Konventionen geprägt, offenbaren sich seine neuen Songs schlicht und einfach als waschechte Rocknummern mit hohem laid-back Faktor und leicht psychedelischem Retro-Einschlag. Natürlich geschieht alles im ganz eigenen Stil von Marin Philadelphy, sprich, es geht immer noch recht kantig und unausrechenbar zu und auch der Sound erklingt alles andere als eindimensional, aber dennoch findet sich letztlich doch so etwas wie Struktur und Songhaftigkeit in den Stücken. Was auch daran liegt, dass der Gitarrist auch Lichtblick auch als Sänger deutschsprachiger Texte in Erscheinung tritt und der ganzen Geschichte dadurch einen weiteren spannenden Twist gibt.

Martin Philadelphy liefert mit „Lichtfleck“ ein Stück Musik ab, das erwartungsgemäß seine ganz eigene Geschichte schreibt. Der von dem Tiroler dargebrachte Sound ist eigenwillig und erfrischend anders, er ist langlebig und nutzt sich auch nach mehrmaligem Durchlauf in keiner Weise ab. (Michael Ternai, 2021)

Für jemanden, der 27 CDs aufgenommen hat, ist der Tiroler Martin Philadelphy eher unbekannt. Das liegt zum einen daran, dass er munter wie einst Frank Zappa zwischen den Genres Rock, Jazz, Freie Improvisation und Spoken Poetry wechselt, zum anderen daran, dass er einige seiner besten Werke unter Pseudonymen wie Blind Idiot God und Elektro Farmer herausgebracht hat. Sein heterogenes Werk verteidigt Philadelphy leidenschaftlich: „Ich versuche, in Österreich einen amerikanischen Traum zu leben. Musik ist mein Lebensexperiment. Weil ich so viele unterschiedliche Dinge mache, wirft man mir oft vor, dass ich mich nicht gefunden habe. Dabei ist es bloß ein den Möglichkeiten Hinterherlaufen.“ Michaela Mayer und Mario Steidl, die künstlerischen Leiter des Jazzfestival Saalfelden, begeistert diese künstlerische Zerrissenheit.

Weil er „auf gute Art vielfältig ist“, bekam Philadelphy den begehrten Auftrag, das Eröffnungskonzert des Festivals zu gestalten. Er hat sich den New Yorker Keyboarder Jamie Saft und den portugiesischen Schlagzeuger Gustavo Costa als Begleiter ausgesucht.

„Ob es nun jazzig wird, kann ich nicht sagen. Für mich war Jazz immer eine ursteife Musik, wo Musiker höchst sportlich irgendwas Nebulöses demonstriert haben. Ich fühlte mich immer mehr zum Rock und seinen freien Formen hingezogen.“ Philadelphy, der jedes Jahr auch Projekte in den USA verwirklicht, schwärmt von der Improvisationsszene jenseits des Atlantiks. „Dort macht die Avantgardeszene nie auf elitär wie in Europa. Die müssen alle irgendwelche Brotjobs zwischen Hiphop und Fernsehmusik machen und wissen das künstlerisch noch zu nützen.“ Obwohl sich der 41-Jährige zuweilen staatlicher Förderungen erfreut, schwärmt er von den ungeregelten Verhältnissen in den USA. „Die Künstler dort leben ohne Sicherheitsnetz, das macht sie so besonders.Europäische Kollegen sind im Vergleich dazu gut versorgt. Staatliche Zuwendungen machen leider oft mundtot und lasch. Wenn du nur für Türgeld spielst, kümmerst du dich auf viel intensivere Weise um den Hörer. Bei uns dominiert eher die Frage: ,Wieviel will ich geben für das, was ich bekomme?‘“

New York, das war seit den frühen Tagen des Joe Zawinul immer ein Ort der Verheißung für österreichische Musiker. Karl Ratzer lebte in den Siebzigerjahren dort, Wolfgang Muthspiel in den Neunzigern.

Für Philadelphy war es nie eine Option, ganz in die USA zu gehen. Anschluss hatte er schnell. „Naivität und Zufälle helfen. Gleich bei meinem ersten Aufenthalt lernte ich den Schlagzeuger Victor Jones kennen. Bald habe ich mit Legenden wie Reggie Washington und Elvin Jones gespielt. Ich glaube, es lag an meinen witzigen rhythmischen Ideen, dass ich mit viel besseren Musikern spielen durfte, als ich selbst einer war.“ In einem finanziell schwierigen Moment rief er den nicht gerade als Menschenfreund bekannten Joe Zawinul an, um zu fragen, ob er bei ihm übernachten könne. „Spinnst du?“, war Zawinuls erste Reaktion. „Er hat dann zugehört, als ich ihm erzählt habe, was ich so mache. Ich hab trotzdem aufgelegt.“

Andere utopisch erscheinende Projekte ließen sich erstaunlich geschmeidig verwirklichen. Als er las, dass der Zeichner und Schriftsteller Robert Gernhardt Sehnsucht nach Vertonung seiner Gedichte hätte, setzte er sich gleich in Verbindung mit dem Seelenverwandten. „Als ich mein erstes Robert-Gernhardt-Buch bekam, war es eine Offenbarung. Sein Witz, seine Gedanken – alles war mir so vertraut.“ Man war sich schnell einig. Die Veröffentlichung des exquisiten Albums „Ein Glück“ erlebte Gernhardt nicht mehr. Dann kam ein mysteriöser Anruf. „Ein mir unbekannter Herr gratulierte, sagte, man spüre den Robert in den Liedern.“ Am Apparat war ein gewisser Claus Peymann. (Samir H. Köck, Die Presse, August 2012)

Der 46-jährige aus dem Tirol stammende, in Wien und immer wieder auch in New York lebende Gitarrist und Sänger Martin Philadelphy ist ein niemals versiegender Quell unkonventioneller, kreativer Ideen. Mit einem enormen Output an Alben – derzeit stehen 37 in seiner Diskographie – und unberechenbaren und unvorhersagbaren künstlerischen Bocksprüngen entzieht er sich erfolgreich jeglichen Kommerzzwängen und darf sich trotzdem oder vielleicht gerade deswegen einer stetig wachsenden Fan-Gemeinde erfreuen.

Sein jüngstes Husarenstück ist nach dem kleinen griechischen Dorf Arkitsa auf Euböa benannt, wohin er sich gemeinsam mit dem Texter der neun neuen Songs, Thomas Nyx Scherhammer, längere Zeit zurückgezogen hat und wo sie, eigenen Worten zufolge, „nicht viel vom ‚Arsch der Welt‘ und vom ‚Busen der Natur‘ im gleichen Maße trennte“. Im Spannungsfeld von „wohltuendem Alleinsein genauso wie quälender Einsamkeit“ fiel Scherhammer viel Grundlegendes und freilich salopp Formuliertes zum menschlichen Dasein ein, was Martin Philadelphy wiederum kongenial umgesetzt hat - in seiner sich immer wieder selber neu erfindenden Mixtur aus Jazz, Art-Rock, Zappa, Ribot, Elektronik, Noise und was der musikalische Fleischwolf sonst noch so alles auswirft. Was das Projekt aber nochmals über den üblichen unüblichen Philadelphy-Standard hinaushebt, sind die Einfälle dreier vielbeschäftigter, exzellenter Jazz-Cracks vom Big Apple, deren Nähe zum John Zorn-Stall schon darauf schließen lässt, dass sie mit allen musikalischen Wassern gewaschen sind. Wie Jamie Saft das grundlegend geruhsame Laid-back-Feeling mit seinen feurig-giftigen Orgeleinwürfen und Piano-Schnipseln pfeffert, wie Cyro Baptista die Trommelarbeit von Drummer Dan Rieser mit einer Palette an farbenprächtigen Sounds nochmals perkussiv umspielt und veredelt, das eröffnet schon ganz außergewöhnliche Perspektiven – in den etwas konventioneller gehaltenen Songs ebenso, wie in den faszinierenden Soundexzessen von Stücken wie „Der Grottenolm“ oder „Erkenntnis“. Absolut empfehlenswert! (Peter Füssl, 2019)