Edna Million feat. Ernst Molden (A)
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Sorry this part has no English translation
Die weibliche Stimme ist seit jeher eine Projektionsfläche sexistischer Erwartungen, deren bewusste und unbewusste Reproduktion die britische Pop-Forscherin Helen Reddington treffend als „gender ventriloquism“ (die Bauchrednerei der Gender-Stereotypen) bezeichnet. Auch im 21. Jahrhundert, ein halbes Jahrhundert nach Nico, ist der Bruch dieser Erwartungen – ungeachtet aller Empowerment-Posen – immer noch eine auffällige Geste.
Wie etwa im Fall der 21-jährigen, in Berlin studierenden Wienerin Edna Million. Deren tiefer, jeden Anflug von Emphase verweigernder, dunkler Gesang bettet sich auf der spröden Unterlage ihrer mit lockerer Hand angeschlagenen Halbakustischen, die klingt wie zwei, weil der übers Mikro aufgeschnappte Saitenklang sich mit dem warmen Sound von Pickup und Verstärker ergänzt. So entsteht eine eindringliche Intimität, die den narrativen Details der von Million stoisch vorgetragenen Geschichten reichlich Raum zum Nachschwingen lässt. Da ist das beruhigende Scheppern der Münzen in der Jackentasche, als die Erzählerin sich in der falschen Bar wiederfindet: „I sit down and stay a stranger / This place and I don’t seem to get along / Drinks with names like the movies / But it all feels so wrong, it all feels so wrong.“ Andererseits zeigt sie auch keine Lust, sich von ihrer Umgebung einschüchtern zu lassen: „I don’t wanna kick the bucket / Without having all the fun“ („Rattling Coins“). Da ist eine Ballade von den bellenden Hunden, die sehr wohl beißen („Barking Dogs“) und eine über Männer, die sich in U-Bahn-Stationen rasieren („Men Shaving Beards in Subway Stations“), alles natürlich schwer allegorisch. Man kann in den Wald schreien, singt Edna Million, aber er schreit nie zurück, und der knochentrocken abgelieferte Witz daran ist, dass Edna Million natürlich nie im Leben schreien würde. Zumindest nicht in ihren Songs. (Pressetext)
Schreibt diesen Namen ganz oben drauf: Edna Million wird uns noch lange begleiten. (Lisa Schneider, FM4)
It's all about the voice. So sind die Kolleg:innen von FM4 auf die 21-jährige Wienerin und in Berlin studierende Edna Million aufmerksam geworden, sprich sie haben sie diesen Rohdiamant entdeckt. Weil man immer gerne hinhört, wenn junge Frauen Tom Waits singen. Das kann sie - und zwar mit Prädikat Gänsehaut. Nach einer ersten EP wird es aber 2023 spannend, wohin Edna Million ihre Stimme hinentwickelt. Kommen die Beats drunter oder bleibt es bei der Akustik-Gitarre? Ich weiß nur, was Tom Waits sich wünschen würde. (Thomas Mehringer, Zündfunk)
In der Flut von mädchenhaften und fröhlichen – oder auf mädchenhaft und fröhlich getrimmten – Frauenstimmen tut es gut, eine junge Sängerin zu hören, die so gar nicht „girly“ klingt, wohl auch nicht so klingen will. Sondern mit tiefer, cooler Stimme ein nachdenkliches Szenario aufbaut, das überall spielen könnte, wie sie in der ersten Zeile („Anywhere is every-where“) andeutet. Im überfüllten Bus, auf endlosen Stränden und ebensolchen Straßen, in einem Hotel in der Wüste, im Café an der Ecke. Beseelte Landschaften, die manche an die Amerikabilder von Edward Hopper erinnern mögen, die man aber auch in Wien (oder Berlin) & Umgebung finden kann, wenn man sie in sich trägt. Das tut Edna Million, verschluckt lässig manche Silbe, reißt die Gitarre in jeder zweiten Strophe heftig an, erspäht schließlich „a raging poet“ und „an actress out of line“, eine Schauspielerin, die aus der Reihe tanzt. Ein Selbstbild? Passen tät‘s. (Thomas Kramer, Die Presse)
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