Wed Sept. 24, 2025
20:30

Zurich Jazz Orchestra & Thomas Gansch & Ed Partyka (CH/A/USA)

Thomas Gansch: trumpet, compositions
Ed Partyka: conductor, arrangements
Zurich Jazz Orchestra

Sorry this part has no English translation

Als in Baden bei Zürich das Licht der Welt erblickt Habender freue ich mich natürlich über die Kooperation des fabelhaften Zurich Jazz Orchestra mit dem wunderbaren österreichischen Trompeter und Komponisten Thomas Gansch und dem famosen, aus Amerika stammenden und schon lange in Europa lebenden und arbeitenden Arrangeur, Dirigenten und Posaunisten Ed Partyka. Der Jazzclub Moods im Zürcher Schiffbau, der übrigens von einem österreichischen Architekten-Kollektiv umgestaltet wurde, und das Porgy & Bess in Wien haben einiges gemeinsam: Sie wurden jeweils von einer Musikerinitiative Anfang der 1990er Jahre ins Leben gerufen – in unserem Falle war es das Vienna Art Orchestra rund um den ebenfalls aus der Schweiz stammenden Komponisten und Arrangeur mathias rüegg. Beide Jazzclubs übersiedelten ungefähr zur selben Zeit Anfang der 2000er Jahre in eine größere und modernere Location und haben eine ähnliche pluralistische Programmphilosophie – und beide zählen seit Jahren zu den ersten Adressen in Europa bzw. auch darüber hinaus. Was das Zurich Jazz Orchestra für das Moods, ist die jeweilige Stageband für das Porgy & Bess: Ein Kollektiv hat für eine Saison die Möglichkeit, einmal im Monat unterschiedliche Facetten ihres Repertoires vorzustellen, Experimente einzugehen, Konzepte umzusetzen und verschiedenste Ideen auszuprobieren. Im Porgy & Bess wechselt die Stageband saisonal, im Moods tritt das ZJO einmal im Monat mit einem aktuellen Programm auf. Thomas Gansch war 2002 mit seiner Formation Gansch’n’Roses und Partyka 2005 mit dem Ed Partyka & Flip Philipp Dectet Stageband des Porgy & Bess. Partyka war übrigens auch Mitglied von Gansch’n’Roses und beide spielten im Vienna Art Orchestra von mathias rüegg. Das heißt, die beiden kennen sich bestens und haben schon in der Vergangenheit intensiv miteinander gearbeitet. Auch die Kooperation des ZJO mit Thomas Gansch dauert jetzt schon länger als ein Jahrzehnt. Beste Voraussetzung also für ein ganzes Programm aus der Feder des umtriebigen Trompeters in den Arrangements des augenblicklichen musikalischen Leiters des ZJO.

Gleich vorweg: Die vorliegende Einspielung ist ein atemberaubender Parforceritt durch die moderne Bigband-Kultur, ohne die Tradition aus dem Blickwinkel zu verlieren und im Wissen um Innovationen von Querdenkern à la Don Ellis. Das Orchester klingt fantastisch mit Arrangements auf der Höhe der Zeit – und natürlich mit einem alles überstrahlenden Solisten, der, mit einer formidablen Technik ausgestattet, nie den musikalischen Humor verliert und oft augenzwinkernd zitiert. Zwei Stücke seien hervorgehoben: Der Focustrack Hot Feet stammt aus dem Jahr 2007 und wurde erstmals auf dem zweiten Album der schon erwähnten Formation Gansch’n’Roses veröffentlicht. „Ein befreundeter Toningenieur meinte damals, dass das Stück daherkommt wie die Titelmusik einer amerikanischen 1970er Jahre ‚Cop Show‘. Diese Assoziation hat mir immer sehr gut gefallen“, erklärt Thomas Gansch. Für Bigband arrangiert verstärkt sich dieser Eindruck noch mehr und Hot Feet könnte tatsächlich auch als Titelmelodie von Kojak – Einsatz in Manhattan oder Starsky & Hutch fungieren. Und „nomen est omen“ – probieren Sie das Tune zu tanzen, ihre Sohlen werden glühen!

Steirer 3er heißt die Single-Auskoppelung, und dieses Stück stammt tatsächlich aus der Gansch’schen Stagebandzeit, also 2002, und wurde schon von seiner Parade-Formation Mnozil Brass aufgenommen. Ein feines steirisches Tänzlein, das sich mit Fortdauer gar zu einer Hymne entwickelt, um dann standesgemäß mit einem „Juchitzer“ zu enden. Großes Kino! Chapeau ...

Christoph Huber, Porgy & Bess Wien, Februar 2025